Mehr als 2.000 Migranten aus Zentralamerika wollen in die USA einreisen.

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Tijuana/Washington – Die mexikanische Grenzstadt Tijuana erwartet die Ankunft Tausender weiterer Migranten aus Mittelamerika. Am Wochenende sollten zwei große Gruppen in der Stadt an der Grenze zum US-Bundesstaat Kalifornien ankommen. Ein Teil der sogenannten Migranten-Karawane war in Mexicali, bereits an der US-Grenze, aber rund 180 Kilometer östlich von Tijuana.

Eine andere Gruppe hing in Navojoa im mexikanischen Bundesstaat Sonora etwa 1.200 Kilometer südlich von Tijuana fest. Die Menschen suchten nach Transportmöglichkeiten nach Tijuana, um sich dort den 2.000 bereits eingetroffenen Migranten anzuschließen. Dort wollen sie Asyl in den USA beantragen. Die Bearbeitung der Anträge könnte allerdings Monate dauern.

Bürgermeister befürchtet, Landstreicher und Kiffer kommen

Unterdessen regte sich in Tijuana bereits Protest gegen die zahlreichen Migranten aus Mittelamerika. "Wir müssen vor allem die öffentliche Sicherheit gewährleisten, denn die Bürger sind besorgt", sagte der Gouverneur des Bundesstaats Baja California, Francisco Vega, einem Bericht der Zeitung "Milenio" zufolge. "Unsere Botschaft lautet: Es gibt keine Toleranz für jene, die die Gesetze und Regeln dieses Landes verletzen. Sollte das geschehen, werden wir sie der Einwanderungsbehörde übergeben, damit sie sofort abgeschoben werden."

Während sich auf der Wanderung durch Mexiko noch viele Menschen mit den Migranten solidarisiert hatten, drohte in Tijuana die Stimmung zu kippen. "Diese Leute kommen mit einem aggressiven Plan, sie sind unverschämt und fordern die Sicherheitskräfte heraus", sagte Tijuanas Bürgermeister Juan Manuel Gastelum in einem Interview des Fernsehsenders Milenio. "Ich will nicht sagen, dass alle Migranten so sind, aber einige sind Landstreicher, Kiffer, sie greifen die Bewohner an."

9.000 Migranten unterwegs

Die Menschen aus Mittelamerika fliehen vor der bitteren Armut und der Gewalt durch Jugendbanden in ihrer Heimat. Die sogenannten Maras erpressen Schutzgeld, kontrollieren ganze Stadtviertel und zwangsrekrutieren Jugendliche. Honduras und El Salvador gehören zu den gefährlichsten Ländern der Welt.

US-Präsident Donald Trump hatte zuletzt immer wieder betont, die Migranten nicht ins Land lassen zu wollen. Er sprach von einer "Invasion" und ließ rund 5.600 Soldaten an die Grenze verlegen, um die Menschen zu stoppen. Insgesamt sind etwa 9.000 Migranten in verschiedenen Gruppen auf dem Weg in die USA.

Trump sagte am Samstag, die Soldaten sollten so lange an der Grenze bleiben, wie es notwendig sei. Sie hätten einen sehr "wirkungsvollen Zaun" errichtet. Beobachter stellen dagegen infrage, dass der Einsatz der Soldaten wirklich sinnvoll ist, und beklagen die Verschwendung von Geldern. Die Aufgabe der Soldaten besteht darin, den Grenzschutz bei logistischen Dingen zu unterstützen – also etwa Stacheldrahtzäune zu errichten. Migranten festnehmen dürfen sie nicht.

"Ein großer Betrug"

Kritiker werfen Trump ein Wahlkampfmanöver vor. Vor allem vor den wichtigen Kongresswahlen in der vergangenen Woche nutzte der Republikaner das Thema, um seine Anhänger zu mobilisieren. Danach äußerte er sich tagelang nicht mehr zu den Migranten. "Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass große Menschen-Karawanen auf unsere Grenze zumarschieren, um Asyl zu beantragen, weil sie in ihren Ländern Angst haben – und dennoch wehen sie stolz ihre Nationalflaggen", schrieb er nun auf Twitter. "Ist das möglich? Ja, weil es ein großer Betrug ist, und der amerikanische Steuerzahler zahlt dafür."

Angesichts der erwarteten Ankunft weiterer Migranten verlegten Arbeiter auf der US-Seite Stacheldraht auf dem Grenzzaun, wie die Zeitung "The San Diego Union-Tribune" berichtete. Indessen traf sich der Leiter des US-Grenzschutzes, Kevin McAleenan, am Grenzübergang San Ysidro mit Vertretern der mexikanischen Bundespolizei, um über den Umgang mit den Migranten zu beraten. (APA, 17.11.2018)