Pro-Ge-Chef Rainer Wimmer (li.) und Veit Schmid-Schmidsfelden, Verhandler auf Arbeitgeberseite, reichten einander vor Beginn der siebenten Runde der Metaller-KV- Verhandlungen die Hand.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Bis zuletzt standen Streiks im Raum – so wie hier ein Warnstreik am vergangenen Montag in Wien.

Foto: APA/ROBERT JAEGER

Wien – Der Sonntagabend erzielte Lohnabschluss für die Metalltechnische Industrie ist für Wirtschaftskammer-Generalsekretär Karlheinz Kopf "ein sehr hoher Abschluss" und "hart an der Grenze dessen, was die Betriebe verkraften können". Der leitende ÖGB-Sekretär Bernhard Achitz zeigte sich zufrieden mit der Einigung, die Lohnerhöhungen zwischen 3,0 und 4,3 Prozent vorsieht. Insgesamt hatten die zwei Parteien 64 Stunden lang verhandelt.

ORF

In der ORF-Diskussionssendung "Im Zentrum" kritisierte Kopf, dass "eine Vermischung stattgefunden hat zwischen dem, was Regierung und Parlament beschlossen haben an Arbeitszeitregelung und den Arbeitnehmervertretern nicht gefallen hat" und dass die Unternehmen von Warnstreiks betroffen gewesen seien. Letztlich sei es aber gut ausgegangen und man könne den Abschluss als ein Zeichen dafür werten, dass die Sozialpartnerschaft in ihrem Kernbereich funktioniere, sagte Kopf. Achitz begründete den hohen Abschluss damit, dass man einen Ausgleich habe finden müssen für das neue Arbeitszeitgesetz. "All das war notwendig, weil es der Gesetzgeber eben nicht getan hat."

Plus 3,46 Prozent mehr Lohn

Gewerkschaft und Arbeitgeber in der Metalltechnischen Industrie haben sich am Sonntagabend auf einen neuen Kollektivvertrag geeinigt. Die Löhne werden, gestaffelt nach Einkommen, um 3,0 bis 3,6 Prozent angehoben – aber zumindest um 80 Euro im Monat. Dadurch ergibt sich für die Niedrigstverdiener ein Gehaltsplus von 4,3 Prozent. Im Schnitt resultiert diese Staffelung in einem Plus von 3,46 Prozent für die rund 130.000 Beschäftigten, verkündete der Industrieverband.

Die Metallergewerkschaft Proge hatte bei Verhandlungsbeginn 5,0 Prozent mehr Lohn verlangt, die Arbeitgeber hatten nur 2,7 Prozent geboten – 0,7 Prozent mehr als die geschätzte Inflationsrate. Der Durchbruch kam in der siebenten Verhandlungsrunde, die Sonntagvormittag in der Wirtschaftskammer begonnen hatte. Bei einem Scheitern hätten heute, Montag, Streiks in zahlreichen Betrieben in Österreich begonnen.

Überstunden neu geregelt

Einige Einigung gab es auch zu den Überstundenzuschlägen. So wurde für die elfte und zwölfte Stunde sowie für alle Wochenstunden ab der 51. Stunde, sofern es Überstunden sind, ein hundertprozentiger Zuschlag vereinbart. Von der elften Arbeitsstunde an gibt es eine bezahlte Pause von zehn Minuten.

Diese Überstunden wurden für viele Betriebe erst durch das neue Arbeitszeitgesetz möglich, das von der Gewerkschaft heftig bekämpft worden ist. Sie hatte in den Lohnverhandlungen einen Ausgleich dafür gefordert.

Wimmer sieht ein "ordentliches und gutes Ergebnis". Der Sprecher der Arbeitgeberverhandler, Christian Knill, sprach von einem Abschluss, der "letztendlich doch deutlich unter dem Forderungspaket der Gewerkschaften" ausfiel, aber trotzdem genug koste.

Keine Signalwirkung auf Handel

Kopf beruhigte, das der hohe Metaller-Abschluss keine Signalwirkung auf Handel und Gewerbe haben könne. Auch er sprach sich für eine frühere Abschaffung der kalten Progression aus. Auch die Arbeitgebervertreter bei den Metallern hatten die ÖVP-FPÖ-Bundesregierung nach der KV-Einigung dazu aufgerufen, für eine Reduktion der Lohnnebenkosten zu sorgen und die kalte Progression zu beenden.

WKÖ-Präsident Harald Mahrer nannte die Ergebnisse der Verhandlungen ein "tragfähiges Gesamtpaket". "Aus Sicht der Unternehmen ermöglicht die vereinbarte Lohn- und Gehaltserhöhung, die Belastungen noch in Grenzen zu halten und gibt den Betrieben damit weiterhin Spielraum für zukünftige Entwicklungen", sagte Mahrer in einer Aussendung. Die freiheitliche Sozialsprecherin Dagmar Belakowitsch gratulierte zum Ergebnis, das neue Arbeitsgesetz hätte sich bewährt.

(red, APA, 18.11.2018)