Antonio Tajani von der Zwölf-Sterne-Bewegung.

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Rom – EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani (65) strebt nach der Europawahl im Mai ein zweites Mandat an der Spitze der Straßburger Volksvertretung an. "Italien, Gründungsmitglied der EU, muss an der Spitze einer EU-Institution vertreten sein", sagte Tajani am Sonntag in einem Interview mit der öffentlich-rechtlichen italienischen Fernsehanstalt RAI.

"Europa muss reformiert, nicht abgeschafft werden. Meine Aufgabe ist es, das Vertrauen zwischen Bürgern und EU-Institutionen wieder aufzubauen. Um dies zu tun, muss man in den Mittelpunkt der politischen Aktion Werte stellen, wie Freiheit des Menschen, Respekt für die anderen und Respekt für die christlichen Wurzeln Europas", sagte Tajani.

Der Politiker der konservativen "Forza Italia" wurde Anfang 2017 zum Präsidenten des Europaparlaments gewählt, als Teil eines Deals zwischen den Sozialdemokraten und Konservativen, die sich das Amt während der fünfjährigen Legislaturperiode teilten. Tajani sitzt seit 1994 im Europaparlament, von 2014 bis 2017 war er einer von 14 Vizepräsidenten der Volksvertretung. Tajani war auch zwei Mal EU-Kommissar. Zwei Jahre lang war er für Verkehr zuständig, vier Jahre lang für die Industrie.

Compagnon von Berlusconi

Als Parteifreund des italienischen Ex-Premiers Silvio Berlusconi zunächst umstritten, hat sich Tajani als EU-Parlamentspräsident viel Anerkennung erworben. Berlusconi brachte ihn heuer auch als möglichen italienischen Ministerpräsidenten ins Spiel, doch wurde wegen des Absturzes der Forza Italia bei der Parlamentswahl nichts daraus.

Weil die konservative Partei in den Umfragen weiter an Boden verliert, geben Beobachter auch Tajanis Ambitionen auf eine zweite Amtszeit als EU-Parlamentspräsident wenig Chancen. Einer aktuellen Prognose zufolge werden Italiens Konservative nach der Europawahl 2019 in der Europäischen Volkspartei (EVP) mit gerade einmal acht EU-Mandataren nur noch die sechstgrößte nationale Delegation stellen und damit kleiner sein als ihre Schwesterparteien aus Deutschland, Polen, Spanien, Frankreich, Ungarn und Griechenland. (APA, 18.11.2018)