Die pummeligen, vegetarischen Beuteltiere haben ein ganz besonderes Talent.

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Sie scheiden würfel- bis quaderförmigen Kot aus – und das hat sogar einen tieferen Sinn.

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Atlanta – In der tschechischen Sprache existiert der recht blumige Ausdruck "srát maggi v kostkách". Im übertragenen Sinn bedeutet er, dass jemand große Angst hat, wörtlich ließe sich die Phrase am ehesten mit "jemand kackt Maggi in Würfeln" übersetzen. Während der Mensch zu einem solchen Kunststück kaum fähig ist, existiert in Australien und Tasmanien eine Tiergruppe, die gleichsam tatsächlich dazu in der Lage ist: Das Wombat gibt täglich bis zu 100 Kotwürfel und -quader ab. Warum das nur scheinbar plumpe Beuteltier (im Ernstfall kann es bis zu 40 Kilometer pro Stunde schnell laufen) das macht, war lange Zeit ein Rätsel.

Entscheidende Hinweise lieferte jedoch vor zwei Jahren ein Team um die englische Verhaltensökologin Louise Gentle von der Nottingham Trent Universität (DER STANDARD berichtete). US-amerikanische Forscher konnten nun die damaligen Ergebnisse bestätigen und weitere Details zum Wie und Warum der Wombat'schen Würfelproduktion ergänzen.

Darmwände schaffen den Trick

Wie die Gruppe um Patricia Yang vom Georgia Institute of Technology auf einer Tagung der American Physical Society in Atlanta berichtete, setzen die kurzbeinigen Grasfresser dafür ihren leicht gerippten Darm ein. Die Experten für Hydrodynamik stellten fest, dass im Verdauungstrackt einer anfangs flüssigen Masse im Verlauf eines wochenlangen Prozesses extrem viel Flüssigkeit entzogen wird. Die letztendliche Form erhalten die Kotstückchen dabei vor allem durch die unterschiedlich elastischen und beweglichen Darmwände. Die Form des Anus' spielt dabei hingegen keine Rolle.

"Ich bin auf dieses Thema gekommen, weil ich noch nie etwas so Merkwürdiges in der Biologie gesehen habe", sagte Yang. Am Anfang habe sie gedacht, der würfelförmige Kot sei ein Scherz im Internet. Doch dann begann sie mit ihren Kollegen, die Verdauungstrakte von Wombats zu sezieren und zu untersuchen. Dafür nutzte das Team Tiere, die nach Verkehrsunfällen auf der Insel Tasmanien eingeschläfert worden waren.

Exponierte Quaderhaufen

Die Quaderform ist jedoch nicht nur ein Zufallsprodukt der Verdauung, sondern hat durchaus ihren evolutionären Sinn: Die pummeligen Vegetarier hinterlassen täglich 80 bis 100 der kleinen Klötzchen, um ihr Revier abzustecken. Für die Häufchen wählen sie nach Angaben der Forscher gut einsehbare Orte, weil ihre Sehstärke gering ist. Je höher und besser platziert der Haufen ist, desto stärker lockt er andere Wombats an, um daran zu schnuppern und in Austausch zu treten. Hierfür wiederum spielt die Form des Kots eine entscheidende Rolle: Die Häufchen sollen nicht wegrollen, sondern an den exponierten Orten kleine stabile Stapel bilden.

Die Forscher hoffen, dass sich die neuen Erkenntnisse auch technisch nutzen lassen: "Derzeit gibt es zwei Möglichkeiten, Würfelformen herzustellen: durch Formen oder Schneiden", erläutert Yang. Möglicherweise ließen sich Würfelformen wie beim Wombat aber auch mit Hilfe von weichem Gewebe erzeugen. (red, 20.11.2018)