Wien – Die Volksanwaltschaft möchte erreichen, dass Gewalt an Frauen und Kindern ernster genommen wird. Aktuell sei eine von fünf Frauen sexueller oder körperlicher Gewalt ausgesetzt. Kinder müssten dabei meist zusehen, würden im Nachhinein aber zu wenig versorgt. Aus diesem Grund gibt es dazu auch heuer eine Ringvorlesung an der Med-Uni, hieß es am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Wien. Die Ringvorlesungen finden seit 2009 statt.

Im vergangenen Jahr wurden in Österreich nach Angaben des Bundeskriminalamts 77 Frauen Opfer von Mord oder Mordversuch, 34 Frauen wurden ermordet. Angestiegen ist 2017 auch die Zahl der Anzeigen wegen Vergewaltigung und sexuellen Missbrauchs – auf 1.275 Fälle. Laut Kriminalstatistik standen fast zwei Drittel aller 42.079 Anzeigen (62,8 Prozent) wegen Tötung, Körperverletzung, sexueller Übergriffe und Raub in Zusammenhang mit Beziehungstaten.

"Zahlreiche aktuelle Studien belegen einerseits die schwerwiegenden Folgen für das Leben der von Gewalt Betroffenen, zeigen aber andererseits auch auf, wie wenig Wissen es in der Bevölkerung zu Gewalt an Frauen und Kindern gibt", sagt Volksanwältin Gertrude Brinek. 2017 habe es 19.000 Fälle häuslicher Gewalt gegeben. Nur jede fünfte Frau weiß aber laut einer aktuellen Studie, an welche Einrichtungen sie sich im Fall einer Gewalttat wenden kann. Deshalb seien Bewusstseins- und Aufklärungskampagnen notwendig.

Zum Nachdenken anregen

Laut Maria Rösslhumer, Geschäftsführerin des Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser, gibt es in Österreich zwar gute Gesetze, diese müssten aber auch "im Sinne des Opferschutzes angewandt werden". Zudem würden Kinder im Nachhinein viel zu wenig berücksichtigt, schon gar nicht, wenn sie nicht direkt von der Gewalt betroffen waren. Sie bräuchten eine bessere Unterstützung und sollten einbezogen werden, wenn es um ihre Zukunft und die ihrer Eltern gehe.

Um das Thema für jeden fassbar zu machen, veranstaltet Andrea Berzlanovich, Professorin vom Institut für Gerichtsmedizin, ab 26. November eine Ringvorlesung mit dem Titel "Eine von fünf". Zu Wort kommen Vortragende aus verschiedenen Berufsfeldern. Damit möchte Berzlanovich die Öffentlichkeit zum Nachdenken und Handeln anregen. "Die Ringvorlesung bietet somit eine erste Anleitung, wie mit und in Gewaltsituationen zu handeln ist", sagt sie.

Opferschutz und Männerberatung

Damit die Gewalt in Zukunft abnimmt, fordern alle drei Frauen, dass die Präventionsmaßnahmen im gesamten Bildungssystem, in Vereinen und auch in Bezirken und Gemeinden verstärkt werden. Zudem soll es mehr Anlaufstellen für Kinder und Jugendliche geben, Einrichtungen zum Opferschutz und zur Beratung von Männern sollen enger zusammenarbeiten. Wichtig sei es aber auch, dass Gesundheitsfachkräfte gewaltbedingte Verletzungen und Beschwerden als solche erkennen, diese sensibel ansprechen, gut dokumentieren und den Betroffenen weiterführende Einrichtungen vermitteln. (APA, red, 20.11.2018 )