Wien – Zahlreiche konkrete Wünsche an die Kulturpolitik äußert die IG Freie Theaterarbeit in Folge der jüngsten Studie zur sozialen Lage der Künstler und Kulturschaffenden, die das Bundeskanzleramt vergangene Woche veröffentlicht hat. "Die Ergebnisse sind – leider – erwartbar", heißt es in der Aussendung der Interessensgemeinschaft.

"Die sozialen Absicherungen sind nicht ausreichend, die Armutsgefährdung überproportional hoch", werden die Ergebnisse zusammengefasst. Unsichere Einkommensperspektiven und mangelnde soziale Absicherung prägen demnach weiterhin die Arbeitsrealität österreichischer Künstler, was dazu führe, dass ein Großteil nicht ausschließlich von der Kunst lebt: "Viele arbeiten spartenübergreifend und in einer Kombination aus kunstnaher und kunstferner Tätigkeit". Diese Kombinationen würden vor allem bei Darstellenden Künstlern zu "komplexen sozialversicherungsrechtlichen Situationen" führen, die Gefahr von teilweiser Nichtversicherung innerhalb der Sozialversicherung sei deutlich erhöht.

Forderungskatalog

Folgend präsentiert die IG Freie Theaterarbeit einen Forderungskatalog, der u. a. eine Verbesserung der Versicherungssysteme, flexible Förderstrukturen und einen "schnellen und breiten Zugang zu Drittmitteln" umfasst. Gefordert wird auch eine "zeitgemäße Aus- und Weiterbildung": "Künstlerische Ausbildungen müssen u. a. fundiertes rechtliches, finanztechnisches und steuerliches Know-How vermitteln. Künstlerische Forschung muss auch unabhängig von Universitäten möglich sein." Darüber hinaus fordert die IG Infrastrukturen, "die den Arbeitsbedingungen der AkteurInnen entsprechen und ihnen Sichtbarkeit und künstlerische Entwicklung garantieren".

Zurzeit werde verhandelt, das Netz der Interessengemeinschaften durch Mittel aus den Bundesländern zu erhöhen. "In Kombination mit der Ausweitung des Fördervolumens für professionelle freie Projekte der Darstellenden Kunst auf Stadt-, Landes- und Bundesebene bedeutet dies einen wichtigen Schritt zur sozialen und finanziellen Absicherung der freien Szene in ganz Österreich."

"Dramatisch schlecht"

Als "dramatisch schlecht" bezeichnet auch die IG Autorinnen Autoren die Lage von Künstlern und Kunstschaffenden. "Alle Maßnahmen, die nach dem Bekanntwerden der Ergebnisse der Vorgängerstudie 2008 gesetzt wurden, kamen zu spät, um negative Auswirkungen abfangen zu können", heißt es in einer Aussendung. Die Künstlersozialversicherung sei "nur in kleinen Schritten umgesetzt" worden, die Speichermedienvergütung "kam mit vielen Jahren Verzögerung, andere vergleichbare Urheberrechte warten bis heute auf ihre Umsetzung".

"Die gedrosselten öffentlichen Ausgaben für Kunst und Kultur, die Sparkurse in den Printmedien und im ORF und die Gratiskultur der großen Internetplattformen und bei anderen digitalen Nutzungsmöglichkeiten haben die Auftragslage und Verkaufsmöglichkeiten von Kunst und Kultur dramatisch eingeschränkt", so Gerhard Ruiss von den IG Autorinnen Autoren. "Dass sich weder der derzeitige Kunst- und Kulturminister noch der vorhergehende Kunst- und Kulturminister an den Vorgängern oder anderen Parteien abputzen wollten, zeichnet sie ebenso aus, wie es auch Hoffnung macht, dass es jenseits der politischen Konkurrenz rasche und entschlossene Kulturpolitik im Sinne der Kunst- und Kulturschaffenden geben kann."

Als Sofortmaßnahmen werden der "Vollausbau der Künstler-Sozialversicherung", die Aufstockung der Budgets für zeitgenössische Kunst und Kultur und die "zügige Umsetzung der EU-Urheberrechtsrichtlinie inklusive Urhebervertragsrecht und Abgeltungsregelung für die Nutzungen durch Internetplattformen mit sofort anschließender Umsetzung in österreichisches Recht" genannt. (APA, 20.11.2018)