Unsere Arbeit verändert uns, wir sind misstrauisch, negativ, ohne Hoffnung. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich niemanden vertrauen kann", sagt die Geheimagentin Jana Wagner in Saat des Terrors, zu sehen am Mittwoch, 20.15 Uhr in der ARD. Und tatsächlich, je mehr man eintaucht in ihre Arbeit, mehr über die Hintergründe ihrer Informanten, den Motiven ihrer Verbindungsmänner erfährt, umso weniger weiß man, ob die Guten nicht doch die Bösen sind. Und umgekehrt.

Wagner, gespielt von Christiane Paul, ist die Hauptprotagonistin in Daniel Harrichs Film, mit dem die ARD ihren Schwerpunktabend zum Thema Terror einleitet. Es geht um die Verwicklungen deutscher Geheimdienste beim Aufbau von Terrorzellen in Pakistan und auch der Rolle des BND (Bundesnachrichtendienst) in Indien und in Afghanistan.

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Wagner ist für den BND in Islamabad stationiert und zuständig für den Kampf gegen Geschäfte mit Drogen, mit denen islamistische Terrorgruppen von Pakistan aus ihre Einsätze vor allem in Afghanistan aber auch in anderen Ländern finanzieren. Laut ihren Informanten sind demnächst Anschläge auf Zivilisten in Mumbai geplant. Sie will die Attentate verhindern. Ihr Einsatz und ihre Arbeit wird jedoch von Nachrichtendiensten aus den unterschiedlichsten Gründen konterkariert.

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Politischer Einfluss

Regisseur und Drehbuchautor Harrich beschäftigte sich schon in seinen Vorgängerprojekten Der blinde Fleck, Meister des Todes oder Gift mit gesellschaftspolitischen Themen wie dem Attentat auf das Münchener Oktoberfest, Waffenhandel und Medikamentenfälschung.

"Terror ist ein Geschäftsmodell und Hebel für politischen Einfluss und Relevanz. Dabei geht es einerseits um das Geschäft von Terrororganisationen und andererseits um die Rolle staatlicher Stellen vor allem Nachrichtendienste und deren doppeltes Spiel", sagt er über sein neues Projekt. Als Beispiel führt er Pakistan an. "Offiziell sind wir Partner im Kampf gegen den Terror und unterstützen gleichzeitig heimlich genau die Terrororganisationen, die wir eigentlich bekämpfen sollen. So brodeln Konflikte weiter, bleiben Staaten relevant und die Hilfsgelder fließen."

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Im Film bleiben viele Fragen offen, Zusammenhänge wirken allzu konstruiert, mehr Differenzierung hätten dem Plot und damit auch den Zuschauern im Hauptabend gutgetan. Gut, dass die ARD im Anschuss an den fiktionalen Stoff, die Dokumentation Spur des Terrors (ab 21.45 Uhr) nachlegt, die die Handlung des Films mit Fakten untermauern will. "Die Realität ist viel schockierender, als eine fiktionale Adaption je sein kann, weil die Realität leider immer wieder bestätigt, was die Fiktion in den Raum stellt", sagt Harrich. In der Doku wird die Geschichte des US-Agenten David Headley erzählt, der zum islamistischen Doppelagenten wurde und als einer der Drahtzieher der Anschläge in Mumbai 2008 mit mehr als 170 Toten gilt. (ae)

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