Billie Jean King im Jahr 1968 im All England Lawn Tennis and Croquet Club zu Wimbledon. Er war ihr Wohnzimmer.

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Bunte Brillen sind ein Markenzeichen von Frau King.

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Damit sie auch wirklich niemand übersieht, trägt Billie Jean King gerne Blazer und Brillen in grellen Farben. Rot beispielsweise, ein sattes Gelb oder ein knalliges Grün. Schließlich ist sie mit ihren 1,64 Metern nicht unbedingt die Längste, in der Tennis-Geschichte aber unbestritten eine der Allergrößten. Am Donnerstag wird die Wimbledon-Rekordsiegerin und nimmermüde Streiterin für Frauenrechte 75 Jahre alt.

20 Titel in Wimbledon

Gerne und oft erzählt Billie Jean King über ihren Vater. Bill Moffitt diente im Zweiten Weltkrieg in der US Navy und arbeitete später als Feuerwehrmann in Long Beach, Kalifornien. Sein Kampfgeist, seine Durchsetzungskraft, sein Sinn für Gerechtigkeit haben die Tochter geprägt. Die Familie war sportbegeistert: Bill spielte Basketball, Mutter Betty war eine exzellente Schwimmerin, Bruder Randy machte sich in der Major League Baseball als Pitcher der San Francisco Giants, Houston Astros und Toronto Blue Jays einen Namen. Billie Jean spielte Tennis, sie spielte extrem schnell und aggressiv. Schon bald wollten viele gleichaltrige Mädchen nicht mehr gegen sie antreten, aufhalten konnte sie niemand. Billie Jean King holt im Einzel, Doppel und Mixed unter anderem insgesamt 20 Titel in Wimbledon, was bis heute niemand anderer schaffte. Sie gewann 129 Turniere und siebenmal mit dem US-Team den Federation Cup.

1965 heiratete Billie Jean den ein Jahr jüngeren Larry King. Mit ihm entwickelte sie die Idee zur Gründung einer Tennistour für Frauen, die sie gemeinsam mit acht Mitstreiterinnen (The Original 9) 1970 als Women's Tennis Association (WTA) aus der Taufe hob. 1987 wurde die Ehe geschieden, zu dem Zeitpunkt hatte Billie Jean ihre Bisexualität längst öffentlich gemacht. Seit fast 40 Jahren ist die kleine Frau mit der gewichtigen Stimme eine Ikone der Lesben- und Schwulenbewegung in den USA.

Flash Back

Wer an Billie Jean King denkt, kommt am "Muttertagsmassaker" von 1973 nicht vorbei. Damals hatte ihre gute Freundin Margaret Court einen Schaukampf gegen den dreimaligen Wimbledon-Sieger Bobby Riggs verloren. Der als Chauvinist verrufene Riggs war der Meinung, dass Frauen in die Küche gehören, auf keinen Fall in den großen Sport. Ein gefundenes Fressen für Billie Jean King.

Im "Battle of the Sexes" im September 1973 vor 30.472 Zuschauern im Astrodome von Houston wurden bewusst alle Klischees bedient. Billie Jean ließ sich von halbnackten Männern in einer ägyptischen Sänfte auf den Platz tragen und jagte dann ganz unsanft den 26 Jahre älteren Riggs mit 6:4, 6:3, 6:3 aus der Halle. Für die engagierte Frauenrechtlerin eine ideale Plattform, um ihren unermüdlichen Streit für Gleichberechtigung in eine breite Öffentlichkeit zu tragen.

Lebensziel: Vereinigung von WTA und ATP

Nach wie vor ist die Vereinigung "ihrer" WTA mit der Spielervereinigung ATP das Lebensziel von Billie Jean King, doch ein bisschen hat sie die Hoffnung mittlerweile aufgegeben. "Vielleicht", sagte sie kürzlich der "New York Times", "werde ich das nicht mehr erleben. Aber irgendwann werden alle merken, dass es das Beste ist."

Es ist anzunehmen, dass auch Dramaqueen Serena Williams gratulieren wird, denn sie profitierte in den vergangenen Jahren am meisten vom Kampf der Billie Jean King. Deren Initiative ist es nämlich zu verdanken, dass Frauen mittlerweile bei den Grand-Slam-Turnieren um das gleiche Preisgeld spielen wie die Männer. Serena Williams hält bei 90 Millionen Dollar. (sid, red, 21.11.2018)