Die Boxer-Attitüde steht weder Phil Mickelson noch Tiger Woods sehr gut zu Gesicht. Für ein paar Millionen Dollar kann man aber so tun als ob.

Foto: USA TODAY Sports/Kyle Terada

Las Vegas – Rory McIlroy wird nicht einschalten. Auch Justin Thomas ist "The Match" keinen Dollar wert. Wenn sich Tiger Woods und Phil Mickelson am Freitag in Las Vegas um neun Millionen Dollar duellieren, reißt das die Kollegen nicht vom Hocker, ganz im Gegenteil: Sie halten wenig davon, dass die beiden US-Altstars im Spielerparadies nach dem Modus alles oder nichts um die selbst für Golfverhältnisse dekadent hohe Summe spielen. "Ganz ehrlich, wenn sie es vor 15 Jahren gemacht hätten, wäre es toll gewesen. Aber heutzutage schießt es über das Ziel hinaus", sagte der viermalige Major-Champion McIlroy. Auch Thomas wird die 19,99 Dollar nicht ausgeben, um Woods gegen Mickelson im Pay-per-View von Turner Sports (15 Euro bei Sky) zuzuschauen. "Die Chancen, dass ich das bestelle, tendieren gegen null. Ich werde mir Fußball anschauen."

Kein Stellenwert

Damit der TV-Sender Profit macht, müssen ein paar Millionen Zuschauer anders denken als Thomas. Doch selbst für ausgemachte Golffans, die sich an die hohen Preisgelder in ihrer Sportart längst gewöhnt haben, dürfte der Kampf um den großen Scheck (der Verlierer geht leer aus) im Matchplay-Format auf dem Shadow-Creek-Kurs keinen großen Stellenwert haben. Schließlich duellierten sich die einstigen Erzrivalen in den vergangenen 20 Jahren bereits unzählige Male, wenn es sportlich wirklich um etwas ging. Dabei hatte Woods (42) bei 14 Majors die Nase vorn, Publikumsliebling Mickelson (48) gelangen immerhin fünf Siege bei einem der vier größten Turniere der Saison.

Auch die Rivalität ist schon lange nicht mehr das, was sie war. Gingen sich die beiden Alphatiere früher aus dem Weg, absolvieren sie mittlerweile Trainingsrunden zusammen. In Las Vegas werden zwar beide mit Mikrofonen ausgestattet sein, viel mehr als ein paar Frotzeleien und die eine oder andere Wette dürfte der TV-Zuschauer aber wohl nicht zu hören bekommen. Mit auf den Platz dürfen ohnehin nur Fernsehleute, Helfer, Sponsoren und Promis.

Woods hat sich zwar nach seinen Skandalen und Verletzungen auf den 13. Platz der Weltrangliste zurückgekämpft, sein bisher letzter Major-Sieg liegt aber bereits zehn Jahre zurück. Mickelson, der inzwischen auf Rang 27 zurückgefallen ist, hat zuletzt vor fünf Jahren einen ganz großen Triumph gefeiert. Dass beide beim Ryder Cup Ende September in Paris nicht mithalten konnten, heizte die Spannung im Vorfeld auch nicht unbedingt an. Immerhin haben die Stars versprochen, einen Teil des "lächerlich hohen Preisgeldes" (Mickelson) zu spenden – um der Kritik etwas Wind aus den Segeln zu nehmen. (sid, red, 22.11.2018)