Berlin – Kaputte Toiletten, defekte Heizung oder Klimaanlagen: Bei der Deutschen Bahn sind einem Bericht des ARD-Magazins "Kontraste" zufolge nur 20 Prozent der ICE voll funktionsfähig. Grund ist vor allem fehlendes Personal, wie "Kontraste" unter Berufung auf interne Dokumente des Konzerns heute vorab aus der Sendung berichtete. Die Deutsche Bahn wollte sich zunächst nicht zu dem Bericht äußern. Der Aufsichtsrat tagt am Donnerstag.

Dass nur jeder fünfte ICE voll funktionsfähig ist, steht laut "Kontraste" in Aufsichtsratsunterlagen der Bahn-Tochter Fernverkehr vom Juni dieses Jahres. In der aktuellen Vorstandsvorlage für die Sitzung an diesem Donnerstag heißt es demnach, zwar hätten die Instandhaltungswerke seit dem Jahr 2016 deutlich mehr Züge mit Schäden abgearbeitet – genannt werde eine Steigerung um 45 Prozent. Dieser Erfolg werde jedoch "überkompensiert", da der "Schadenseingang im gleichen Zeitraum anstieg". Die Anzahl der ICE, die die Werkstatt mit Mängeln wieder verlassen, sei um 17 Prozent angestiegen.

Personalmangel als Grund

Grund sei unter anderem die "hohe Eingangsverspätung", zitierte "Kontraste" aus den Unterlagen: ICE kämen im Instandhaltungswerk verspätet an, die Werkstattzeit werde knapper. Abgearbeitet werde nur, was sicherheitsrelevant sei – Toiletten oder Klimaanlagen gehören nicht dazu.

Ein weiterer Grund ist demnach Personalmangel: Im sogenannten "betriebskritischen Bereich", der direkt für den Zugverkehr zuständig ist, fehlten 5800 Mitarbeiter, zitierte "Kontraste" weiter aus den internen Dokumenten. Demnach fehlt es dem Konzern unter anderem an Lokführern, Instandhaltungskräften und IT-Spezialisten.

Der "Spiegel" hatte vergangene Woche berichtet, der Vorstand der Bahn verlange bis zu 7 Milliarden Euro pro Jahr vom Eigentümer Bund für den Unterhalt von Zügen und Gleisen. Das Magazin zitierte ebenfalls aus einer Vorlage für die Aufsichtsratssitzung am Donnerstag. Demnach will der Vorstand 200 neue Züge kaufen und neue Mitarbeiter in den Wartungswerken einstellen. Derzeit wird die Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung für die Jahre 2020 bis 2025 zwischen Bahn und Bundesregierung ausgehandelt. (APA, 22.11.2018)