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Mann und Weib (und Weib und Mann) rühren mitnichten an die Gottheit an.

Foto: AP/Olivier Matthys

1998 hat die Sängerin Céline Dion in ihrem Superschmachtfetzen My Heart Will Go On die Liebe zwischen Mann und Frau auf einem untergehenden Passagierdampfer besungen. Jetzt, da Dion in die Jahre kommt, hat sie mit einem Mal begonnen, die Lästigkeit der Geschlechterduplizität wahrzunehmen. Und das, obwohl sie ihr früher zu einem absoluten Megahit (fast sechs Millionen verkaufte Exemplare) verholfen hat. Aber man lernt nie aus. Und das ist auch gut so!

Die neue Geschäftsidee von Frau Dion besteht in "genderneutralem" Babygewand. Erstens praktisch für den Hersteller, zweitens finanziell erfolgversprechend, weil es das größte Menschheitsproblem (weit vor sozialer Ungleichheit und Klimaerwärmung) löst. Wo früher mit dem Farbcode Rosa vs. Blau frech suggeriert wurde, jemand sei Manderl oder Weiberl, gewährleistet Dions Kollektion endlich jene Ununterscheidbarkeit der Geschlechter, die von fortschrittlichen Geistern spätestens seit Judith Butler eingemahnt wurde.

Der wahre Skandal ist freilich nicht die (Nicht-)Erkennbarkeit der Geschlechter, sondern die Existenz der Geschlechter an sich. Mann und Weib (und Weib und Mann) rühren mitnichten an die Gottheit an. Mann und Weib sind ein Schmarren.

Allein die Vorstellung, ein Mann könnte eine Frau begehren, sie umwerben und womöglich gar beschützen, ist derart Old School, dass man sich stante pede ins Mittelalter, die Zeit des Minnesangs und des "Vrouwendienstes", zurückversetzt fühlt. Abstoßend! Zum Glück haben wenigstens progressive Islamisten verstanden, was es gegen die widerliche Anziehungskraft der Frauen zu tun gilt: Einfach einen Sack über sie stülpen, auf dass man sie nicht mehr sehe!

Und wie viel Zeit und Energie uns diese vermaledeiten Geschlechter kosten! Anstatt es sinnlos miteinander im Bett zu treiben, könnte man sich ja den wirklich wichtigen Dingen des Lebens widmen. Mehr arbeiten, um Bruttosozialprodukt und Standortqualität zu maximieren. Mutwillig einen Shitstorm entfachen. Oder ein schönes Tortenrezept auf Facebook posten!

Es gibt auch gute News. Die US-Zeitschrift The Atlantic meldet in ihrer jüngsten Ausgabe, dass die Amerikaner "mitten in einer Sexrezession" stecken und so wenig kopulieren wie seit Menschengedenken nicht mehr. Einem gepflegten Aussterben steht also nichts im Wege. (Christoph Winder, 24.11.2018)