Ingeborg Grünwald auf dem Flug zur persönlichen Bestleistung von 6,19 Metern in Buenos Aires.

Foto: GEPA pictures/ Christian Walgram

Mit ihren 17 Jahren ist Grünwald schon eine dekorierte Weitspringerin.

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Ingeborg Grünwald, die alle nur Inge nennen, hat wenig Zeit – als Schülerin im Maturajahr, als 17-Jährige, die sie eben ist, als sportliche Hoffnungsträgerin im Weitsprung. Für die Beantwortung der Frage, warum sie sich den ganzen Stress überhaupt antut, braucht die in Hamburg geborene Salzburgerin, die es im Weitsprung, nun ja, sehr weit bringen kann, aber kaum Zeit. "Es hat mir einfach von Anfang an unheimlichen Spaß gemacht."

Von Anfang an heißt seit etwa zehn Jahren. Und Inge Grünwalds Spaß ist Jahr für Jahr größer geworden und weitergegangen. Mit Wettkämpfen kam der Gusto. Und jetzt will sie dabeibleiben, verletzungsfrei bleiben und "eben auch bei den Erwachsenen an der Spitze mitspringen".

Regelmäßig weit

In ihrer Altersklasse tut das Inge Grünwald bereits in schönster Regelmäßigkeit. Im Vorjahr kam sie beim europäischen olympischen Jugendfestival (EYOF) in Györ mit zu viel Windunterstützung 6,23 Meter weit. Ein Ergebnis, das zwar nicht in die Bestenlisten Eingang findet, in diesem Bewerb aber die Goldmedaille bescherte. In diesem Jahr reichte es gegen die weltweite Konkurrenz bei den olympischen Jugendspielen zu Bronze. Nach zwei Sprüngen, deren Weiten addiert wurden, lag sie nur einen Zentimeter hinter Gold. Silber entging Grünwald, die ihre regulär erzielte Bestleistung auf 6,19 Meter schraubte, aufgrund geringerer Einzelweiten.

Große Sprünge, das lehrt der Blick in den sportlichen Talenteschuppen, werden durch sportliche Familien begünstigt, wenn nicht überhaupt erst möglich gemacht. Peter Grünwald, ein hoher Offizier des Bundesheers, und seine aus Lettland stammende Frau Dita waren selbst Leistungssportler. Inges drei älteren Geschwister sind dementsprechend ebenfalls sportlich, aber die Jüngste bringt nach den Worten ihrer Schwester Agata die Mischung aus "extrem zielstrebig und locker" mit, die zu den schönsten Hoffnungen Anlass gibt.

Immer überpünktlich

Die Zielstrebigkeit attestiert der Schülerin des Wirtschaftskundlichen Realgymnasiums Nonntal auch deren Trainer Csaba Szekely. Der gebürtige Rumäne, selbst Staatsmeister im Weitsprung, wirkt als Trainer bei Grünwalds Union Leichtathletik Salzburg und als Coach und Leistungsdiagnostiker, im Olympiazentrum Salzburg/Rif. Dort ist der 38-Jährige Anlaufstation für alle Sportarten, in denen Schnellkraft besonders gefragt ist. Dort bieten sich auch hervorragende Bedingungen für eine Trainings-Eifrige, wie es Inge Grünwald ist.

"Sie ist immer zehn Minuten vor Trainingsbeginn da", sagt Szekely. Grünwald sei nicht verletzungsanfällig, ehrgeizig und schulisch hervorragend. Alle Aspekte ihres Bewegungstalents habe sie schon 2010 bei einem Kinder-Zehnkampf in Linz gezeigt – damals noch unterstützt von Vanilli, einem Stoffschaf.

Szekely ist allerdings als Trainer auch deshalb erfolgreich, weil er nicht zur Weichzeichnung neigt. Also spricht er Defizite Grünwalds an, etwa im turnerischen Bereich. Es gebe zwar – bildlich gesprochen – auch Weltmeister, die keinen Purzelbaum beherrschen, leichter sei der Weg aber schon mit gymnastischer Vollausbildung. "Wenn man da im goldenen Alter nicht alles lernt, muss man danach mehr investieren." Andererseits seien im Training, das Grünwald absolviert, noch Türen offen – sei es nun im technischen Bereich oder im Umfang.

Nach dem gewiss wenig prickelnden Trainingswinter winkt Grünwald in der neuen Freiluftsaison die Junioren-EM in Schweden. "Wir müssen gesund bleiben", sagt Szekely. Sein Schützling träumt von den sieben Metern, "das ist die magische Marke", sagt sie, ohne nachdenken. Der österreichische Rekord steht seit 1994 auf 7,09 Meter. Grünwald fehlen noch 90 Zentimeter. (Sigi Lützow, 24.11.2018)