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Regisseur Nicolas Roeg.

Foto: AP Photo/Jonathan Short

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Nicolas Roeg (ganz rechts) mit Gary Busey, Theresa Russell, Tony Curtis und Michael Emil (von links) in Cannes.

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London – Für den Horror, das eigene Kind zu verlieren, findet Wenn die Gondeln Trauer tragen (Don’t Look Now, 1973) ein irrlichterndes Motiv. Ein rotes Männlein geistert durch den Film, mit dem Blick lässt es sich kaum fixieren. Wenn das trauernde Paar nach Venedig kommt, ist es auch da. Regisseur Nicolas Roeg lüftet sein Geheimnis nicht. Stattdessen folgt er dem Ehepaar (Donald Sutherland und Julie Christie), zeigt, wie es – u. a. in einer legendär freizügigen Sexszene – wieder nach dem Leben greift. Die Mischung aus Melancholie und Grauen machte Wenn die Gondeln Trauer tragen zu einem der Meisterwerke des Kinos der 70er-Jahre und zum wohl berühmtesten Film des Briten.

ARTHAUS

Roeg, 1928 in Nordlondon geboren, lernte sein Handwerk noch von der Pike auf. Ganz am Anfang bediente er die Filmklappe in den Marylebone Studios, um sich zum gefragten Kameramann zu entwickeln. Er filmte für Fred Zinneman (The Sundowners) und für Francois Truffaut (Fahrenheit 451), und bei Doktor Schiwago so lange, bis er sich mit David Lean zerkrachte und gefeuert wurde.

Nicht nach Storyboard

Sein visuelles Gespür wurde auch für seine Regiearbeiten prägend. Roeg war stolz darauf, seine Filme nicht nach Storyboards zu entwerfen. 1968 drehte er gemeinsam mit Donald Cammell Performance, einen Film des Augenblicks, der aufgrund seiner expliziten Gewalt- und Drogenszenen erst zwei Jahre später ins Kino kam. Mick Jagger spielte darin einen Ex-Rockstar, der mit einem Gangster in Kontakt gerät. 1976 arbeitete Roeg erneut mit einem Musikstar: David Bowie ist im schwermütigen Science-Fiction-Film Der Mann, der vom Himmel fiel ein Außerirdischer, der die Menschheit nicht erträgt.

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Roegs sprunghaft montierten Filmen war die Realität zu eng, sie brachen ins Mystische aus, suchten delirierende Übertritte. Auch im gefeierten Walkabout, der von einem Geschwisterpaar erzählt, das in der australischen Wüste ausgesetzt wird. Sein künstlerischer Eigensinn brachte Roeg wiederholt in Konflikt mit Produzenten. 2007 verfilmte er noch Fay Weldons Roman Puffball. Am Freitag ist Nicolas Roeg im Alter von 90 Jahren gestorben. (Dominik Kamalzadeh, 25.11.2018)