Bei der Abfahrt vom Teamhotel war der Boca-Bus noch heil.

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Buenos Aires – Schwere Fan-Krawalle haben das Finale der Copa Libertadores ins Chaos gestürzt. Wegen der Folgen der Attacke auf den Teambus der Boca Junios in Buenos Aires wurde das Rückspiel beim argentinischen Stadtrivalen River Plate am Sonntag auf einen noch unbestimmten Termin verschoben. Diesem Antrag der Boca Juniors sei am Sonntag entsprochen worden, teilte der südamerikanische Dachverband CONMEBOL mit.

"Ein Team ist angegriffen worden"

Die Partie hatte eigentlich am Samstag ausgetragen werden sollen. Nach einem Angriff von River-Fans auf den Boca-Mannschaftsbus wurde das Spiel zweimal verschoben und dann um einen Tag verlegt. Die Boca Juniors beantragten am Sonntag, das Spiel nur "unter gleichwertigen Bedingungen" auszutragen. Diese Bedingungen seien zur Zeit nicht gegeben. CONMEBOL-Präsident Alejandro Dominguez bestätigte diese Einschätzung. "Ein Team ist angegriffen worden", sagte er.

Dominguez erklärte, Boca habe vier oder fünf Profis, die gesundheitlich nicht imstande seien, anzutreten. Der Dachverband werde am Dienstag einen neuen Spieltermin festlegen. Der werde aber sicherlich nach dem G20-Gipfel liegen, der am 30. November und 1. Dezember in der argentinischen Hauptstadt stattfindet.

Boca-Präsident fordert Disziplinarverfahren

Bocas Präsident Daniel Angelici erklärte auf einer Pressekonferenz, sein Verein bestehe darauf, dass CONMEBOL ein Disziplinarverfahren einleite. Dann soll ermittelt werden, ob River Plate nicht mehrfach das Reglement der Clubmeisterschaft verletzt habe. Das Hinspiel im Boca-Stadion war 2:2 (2:1) ausgegangen.

Argentiniens Fußball ist seit Jahren von Gewaltausbrüchen überschattet.
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Bocas Kapitän Pablo Perez musste am Samstag ins Krankenhaus gebracht werden, wo eine Augenverletzung des Mittelfeldspielers festgestellt wurde. Mehrere weitere Spieler, unter ihnen Starstürmer Carlos Tevez, wurden von Pfeffer- oder Tränengas getroffen, das durch die zerstörten Fenster in den Bus eindrang. Mehreren Spielern mussten nach Angaben Angelicis Medikamente verschrieben werden, die wegen den Doping-Vorschriften von CONMEBOL genehmigt werden mussten.

Vor dem Stadion war es am Samstag zu zahlreichen Zusammenstößen von Fans ohne Ticket mit der Polizei gekommen, bei denen 56 Menschen festgenommen wurden. Es waren 2.100 Polizisten im Einsatz.

"Kriminelle Fans"

Die Tore des River-Stadions waren am Sonntag wenige Minuten vor der Bekanntgabe der erneuten Vertagung für die Fans geöffnet worden. Die Fans machten ihrem Frust lautstark Luft, zogen aber ohne Zwischenfälle wieder ab. Die 66.000 Eintrittskarten für das Rückspiel um den Titel der südamerikanischen Champions League waren allesamt an River-Fans verkauft worden. Seit 2013 dürfen in ganz Argentinien wegen zahlreicher Gewalttätigkeiten keine Gästefans mehr ins Stadion.

Der Sicherheitssekretär der Stadt Buenos Aires, Marcelo D'Alessandro, schrieb die Verantwortung für die Ausschreitungen kriminellen Fans zu, gegen die die Justiz ermittle. D'Alessandro bezog sich auf eine Hausdurchsuchung in der Wohnung eines berüchtigten Anführers von gewalttätigen River-Fans, bei der am Freitag 300 Tickets für das Finale und zehn Millionen Peso (240.000 Euro) beschlagnahmt wurden. Der illegale Weiterverkauf von Tickets zu Preisen von bis zu umgerechnet 5.000 Euro florierte vor dem Finale.

Sorgen vor G20-Gipfel

Der Bürgermeister von Buenos Aires Horacio Rodriguez Larreta kündigte Untersuchungen an, um festzustellen, wie es zu dem Angriff auf den Mannschaftsbus kommen konnte. Mehrere hundert River-Fans warteten unbehelligt an einer Ecke 200 Meter vom Stadion entfernt auf den Bus. Der Angriff konnte von dem Polizeigeleit nicht verhindert werden.

Die Sicherheitslücke hat wenige Tage vor dem G20-Gipfel in Buenos Aires politische Auswirkungen weit über das Fußballfinale hinaus. Das River-Stadion befindet sich an dem Sperrgebiet, in dem ab Donnerstag kein Normalbürger eintreten darf. Sicherheitsministerin Patricia Bullrich hatte vor dem Finale selbstsicher erklärt: "Wenn wir einen G20-Gipfel hier haben, sollen wir nicht ein River-Boca kontrollieren können?" (APA, sid – 25.11.2018)