Foto: Anna-Maria Löffelberger

Die Salzburger Marketing-Schlacht von Stadt und Land nähert sich ihrem Höhepunkt, dem 24. Dezember: Das Lied Stille Nacht, heilige Nacht wurde ja vor zweihundert Jahren geschrieben. Unzählige Initiativen der Stille Nacht-Gemeinden (erstaunlich, wo Texter Joseph Mohr und Komponist Franz Xaver Gruber alles gewirkt haben ...) leisten denn auch Beiträge. Das Salzburg-Museum präsentiert eine inhaltsreiche Ausstellung, Trittbrettfahrer sind dann aber auch mit Krimis oder Skulpturen dabei. Und allen geht es natürlich um Tradition und Weltfrieden.

Groß war daher die Skepsis, als das Salzburger Landestheater sich erfrechte, ein Stille Nacht-Musical in Auftrag zu geben – und das bei lauter Amerikanern! Meine Stille Nacht des Filmkomponisten John Debney widerlegt lokale Skeptiker: Die Story basiert auf dem Text von Hannah Friedman, echten Weihnachtskitsch gibt es nur im US-Warenhaus von Justins Eltern (dort spielen die mühsamen Szenen). Die Visionen von Weltfrieden und Weltall kommen eher ironisch über die Rampe. Und ja: Zweimal wird Stille Nacht im Orchesterpart zitiert, und am Ende wird das Lied von allen gemeinsam gesungen: so ungeniert in der Intonation wie unter jedem x-beliebigen Weihnachtsbaum.

Klangschön und elegant

Die Solisten sind Experten ihres Faches: klangschön und locker Dominik Hees als Amerikaner Justin, der den Sinn des Lebens und seine Salzburger Jugendliebe sucht. Charmant und wendig, aber stimmlich nach oben hin eher begrenzt, Milica Jovanovic (Elisabeth). Als Festivalleiterin und Großbürgerstochter kämpft sie gegen starre Traditionen. Stimmlicher Star ist Bettina Mönch als Elisabets Mutter, die man "Baronin" zu nennen pflegt. Der Straßenkinder-Chor, der mit viel Mühe zusammengestellt wird, nachdem Elisabeths zu modernes Regiekonzept das traditionelle "Young Christmas Festival" sprengt, ist inhaltlich und musikalisch das Herzstück.

Die Regie von Andreas Gergen und die Ausstattung von Fettfilm werden der überdimensionalen Felsenreitschule mit leichter Hand gerecht. Salzburger Ansichten, vor allem aus dem Festspielbezirk, finden sich auf mobile Blöcke projiziert, deren Rückseiten intimere Räume bergen. Szenen- und Stimmungswechsel gelingen elegant, ohne den Drive zu unterlaufen, den das Mozarteumorchester unter der Leitung des Komponisten in bestem Cinemascope-Sound vorlegt. (Heidemarie Klabacher, 26.11.2018)