Das Ö1-Projekt Hundert Häuser erzählt eine Geschichte der Republik Österreich anhand von Bauwerken des Landes.

Foto: Ö1/Wien Nord

Da denkt man noch, man hätte alles konsumiert, was an Geschichtsträchtigem im heurigen Jubiläumsjahr 2018 aufbereitet wurde, in dem die Zweite Republik ihren 100. Geburtstag feiert, da muss man schmerzlich bemerken, dass man doch einiges versäumt hat. Zumindest Teile der kongenial konzipierten Ö1-Serie Hundert Häuser, die von 15. Mai bis zum 12. November gelaufen ist: Für jedes Jahr von 1918 bis heute steht ein Bauwerk, dessen Geschichte in vier kostbaren Radiominuten erzählt wird.

Zum Glück sind die 100 Scheiben heimischer Architekturgeschichte nicht nur sieben Tage nachzuhören, sondern bleiben für immer online. Zu entdecken gibt es nicht nur die Republik im Spiegel ihrer wichtigsten Bauten, die in den vergangenen 100 Jahren entstanden sind, das breite Panorama an Zugängen transportiert auch Machtwechsel, NS-Erbe und Wiederaufbau, ebenso wie Fortschrittsglaube, Sozialgeschichte und gesellschaftlichen Wandel.

Die Teile verhandeln die Klassiker neu und bringen Neues in den Kanon: die Siedlung Heuberg (1920), die Schwedensiedlung in Linz-Urfahr (1954), das Atominstitut Prater in Nähe der Kleingartensiedlung (1962), einen Dachausbau in der Falkenstraße in 1010 Wien (1988), den Wiener Laden Blumenkraft von Eichinger oder Knechtl (1999), das Museumsquartier (2001, wie war das noch einmal mit dem Leseturm?), die Hypobank in Klagenfurt als Symbol kapitaler Verbrechen (2009), den Islamischen Friedhof Altach in Vorarlberg (2012). "Alles ist Architektur", wusste schon Hans Hollein (Haas-Haus, 1990). Hören Sie also nach! Hundert Häuser ist für den Radiopreis der Erwachsenenbildung nominiert. Zu Recht. (Mia Eidlhuber, 25.11.2018)