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Foto: AP/Claudio Peri

Rom – Italien macht gegen Gewalt an Frauen mobil: Demonstrationen fanden am Samstag in mehreren italienischen Städten vor dem jährlichen Aktionstag zur Bekämpfung von Diskriminierung und Gewalt jeder Form gegenüber Frauen am Sonntag statt.

106 Frauen sind in Italien seit Anfang 2018 von Ehemännern, Lebenspartnern oder anderen Familienangehörigen ermordet werden. Seit dem Jahr 2000 waren es 3.100. Frauenmorde machen 37,6 Prozent aller im Land begangenen Mordfälle aus, geht aus einer Studie des Statistikamts Eures hervor. Das sind drei Frauenmorde pro Woche. 72 Prozent von ihnen wurden von einem Angehörigen, einem Ehemann oder Ex-Partner getötet.

Gefährliches Frauenbild

Die italienische Regierung will aktiver gegen Frauengewalt vorgehen: Sogenannte "Anti-Gewaltzentren" sollen mehr Finanzierungen erhalten. 49.152 Frauen haben 2017 bei solchen Zentren Hilfe gesucht; 26,9 Prozent von ihnen waren Ausländerinnen, 63,7 Prozent Mütter.

Italiens Gesellschaft kranke noch an einem Frauenbild, das Männer dazu verleite, Frauen als ihr Eigentum zu sehen – und sie auch so zu behandeln, warnten Frauenverbände. Sie sprachen von der Notwendigkeit eines "Kulturwandels" zur Vorbeugung von Beziehungsmorden in Italien. Die Vizepräsidentin der Abgeordnetenkammer, Mara Carfagna, appellierte an alle Frauen, keine Form von Gewalt zu dulden und bei den Sicherheitskräften Schutz zu suchen.

Frauenmorde als "Sakrileg"

Innenminister Matteo Salvini kündigte die Verabschiedung eines Gesetzentwurfs zur Bekämpfung der Gewalt gegen Frauen an. Demnach wird die Polizei verpflichtet, Anzeigen wegen Gewalt, die von Frauen erstattet werden, sofort an die Staatsanwaltschaft weiterzuleiten. Binnen drei Tagen soll das mutmaßliche Opfer vernommen werden, danach sollen sofort Ermittlungen eingeleitet werden.

Der italienische Episkopatschef, Kardinal Gualtiero Bassetti, bezeichnete Frauenmorde als "Sakrileg", denn Frauen seien Quellen des Lebens. Die Gewalt gegen Frauen sei immer mehr ein "Notstand", der auf allen Ebenen bekämpft werden müsse, so Bassetti in einer Videobotschaft, der vom vatikanischen TV-Sender TV2000 gesendet wurde. (APA, 26.11.2018)