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Derzeit müssen wenige Köche viele Pfannen schwingen, um den Hunger der Gäste zu stillen. Zumindest in Westösterreich wird der Mangel von den Touristikern lautstark beklagt.

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Die Situation wird laut Touristikern immer schlimmer. Im Westen fehlt massenhaft Personal, gerade in den westlichen Skihochburgen wird fieberhaft nach Köchen, Kellnern und anderen Fachkräften gesucht. 9000 Stellen konnten im Oktober in der Gastronomie und Hotellerie nicht besetzt werden. Die Betriebe greifen zu immer drastischeren Maßnahmen, um den Mangel zu bewältigen. Betriebe müssten beispielsweise zusätzliche Ruhetage einführen, sagte die Obfrau der Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), Petra Nocker-Schwarzenbacher, am Dienstag.

"Selbst bei den ersten Skihütten gibt es Ruhetage – vor einigen Jahren war das undenkbar." Nicht nur Restaurants und Beherbergungsbetriebe bekämen das zu spüren, so Nocker-Schwarzenbacher. Es gebe zwar genug Skilehrer, aber nicht genug Mitarbeiter in den Skiverleihstationen oder in den Wellnessbereichen der Hotels. "Wir haben auch Reiseleiter, die die gewünschten Sprachen nicht sprechen, und andererseits Leute, die die Sprachen können, aber als Reiseleiter nicht gut ausgebildet sind", meinte die Branchenvertreterin vor Journalisten.

Neue Mangelberufsliste

Die Regierung arbeitet schon länger an einer Lösung für das Problem, demnächst soll diese präsentiert werden. Das Schlüsselwort heißt: Regionalisierung der Mangelberufsliste. Derzeit können Fachkräfte aus Nicht-EU-Ländern ins Land geholt werden, wenn die Knappheit einen bestimmten bundesweiten Wert erreicht. Konkret heißt das, dass für jede offene Stelle höchstens 1,5 Arbeitssuchende vorgemerkt sind.

Nun stellt sich das Problem, dass der Mangel oft nur in gewissen Regionen besteht und bundesweit der Schwellenwert verfehlt wird. Bei den Köchen gibt es in Wien beispielsweise im Osten Österreichs so viele Arbeitslose, dass sie bundesweit nicht zu den Mangelberufen zählen. Die Quote liegt bei 1,3. Daher will die Regierung ab 2019 die Zuwanderungsgrenzen schon öffnen, wenn die Marke von 1,5 in einem Bundesland erreicht wird.

Dem Vernehmen nach laufen auf Regierungsebene gerade die finalen Verhandlungen. Die Thematik ist vor allem für die FPÖ nicht ganz einfach, wäre doch ein erhöhter Zuzug schwer mit der restriktiven Migrationspolitik in Einklang zu bringen. Vor allem die SPÖ hat die Pläne bereits stark thematisiert und vor einer gewaltigen Zuwanderung gewarnt, sollte die Regionalisierung der Mangelberufsliste eingeführt werden. Ebenso kritisch steht die Gewerkschaft den Plänen gegenüber. Sie wirft den Betrieben und der Regierung vor, mit dem leichteren Zuzug Lohndumping verschärfen zu wollen.

Mehr Lehre

Stattdessen forcieren die Vertreter der Tourismusbeschäftigten in der Gewerkschaft Vida die verstärkte Ausbildung von Lehrlingen und mehr Programme, um Menschen aus Österreich in Beschäftigung zu bringen. "Wieder sollen die Rot-Weiß-Rot-Card oder regionalisierte Mangelberufslisten herhalten, um Personallöcher zu stopfen", kritisiert der Gewerkschafter Berend Tusch. Nocker-Schwarzenbacher sieht keine Alternative zum Zuzug und verweist auf die stark steigende Beschäftigung. "Seit 2009 haben wir 40.000 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen."

Eine Lockerung der Fachkräftezuwanderung wurde auch in Deutschland auf den Weg gebracht. Mit dem "Fachkräfteeinwanderungsgesetz" sollen qualifizierte Nicht-EU-Bürger, die einen Arbeitsvertrag vorweisen können, ungehindert in Deutschland arbeiten dürfen. (as, APA, 27.11.2018)