Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer steht im Mittelpunkt der steirischen Gerüchteküche (hier bei der Verleihung der "Mannheimer Kochschürze").

Foto: Markus Prosswitz / masterpress

Graz – Die steirische Landespolitik, so hat es seit vielen Monaten den Anschein, befindet sich im vorzeitigen Ruhestand: Keine zündenden Ideen mehr, keine spannenden Zukunftsprojekte, über die gestritten wird, keine Visionen, wohin das Land gehen soll.

Betriebsamkeit vernimmt man hingegen aus der Gerüchteküche, und hier geht um die zentrale Frage: Tauschen die Regierungsparteien noch vor der Landtagswahl 2020 ihre Spitzen aus?

Die SPÖ-Gremien haben sich nach einigen internen Turbulenzen um den Parteivorsitz auf Parteichef Michael Schickhofer als Spitzenkandidaten festgelegt. Es ist aber nicht ganz auszuschließen, dass nicht doch noch alles ganz anders kommt. Das hängt wohl von den nächsten offiziellen Umfragen ab. Kolportiert wird, dass die SPÖ, momentan stimmenstärkste Partei, auf den dritten Platz zurückgefallen sei.

Burgenländisches Modell

Aus der ÖVP-Küche dringen wiederum neuerdings Gerüchte, dass Landeshauptmann Hermann Schützenhöher mit dem burgenländischen Modell einer frühzeitigen Abgabe des Parteivorsitzes und einer zeitnahen Übergabe des Landeshauptmannsessels liebäugle. Er sei bisweilen schon etwas amtsmüde, heißt es. "Manchmal sagt er, er mag net mehr", sagt einer aus der ÖVP. Zwischendurch allerdings erfassten ihn wieder durchaus euphorische Momente, in denen er über den Wahltag hinaus plant.

Sollte er tatsächlich vorzeitig übergeben, bleibt noch völlig offen: an wen? Für Schützenhöfer ist seit Jahren klar: Es muss sein politischer Ziehsohn, Landesrat und ÖAAB-Chef Christopher Drexler, sein. Gegen Drexler gibt es in der Volkspartei aber nach wie vor einigen Widerstand. Er wirkt in seinem Auftreten oft distanziert intellektuell, argumentiert scharfzüngig mit bisweilen zynischen, besserwisserischen Untertönen, lässt aber so etwas wie "Volksnähe" vermissen – ein "Must" in der ÖVP "draußen am Land" .

Aus dem Rennen scheint momentan Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger zu sein. Sie wurde einige Zeit lang als "Wiederbelebung" einer "Klasnic-Variante" diskutiert. Waltraud Klasnic hatte die steirische ÖVP zwischenzeitlich zu neuen Höhen geführt. Das traut man Eibinger in der Form nicht zu.

Joker Siegfried Nagl

Immer wieder kommt der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl ins Spiel. Er zeigte durchaus Ambitionen, ins Land zu wechseln, bisweilen sah man ihn schon durch die Lande ziehen. Die beiden ÖAAB-Größen Schützenhöfer – er überwarf sich mit Nagl – und Drexler wollen den Wirtschaftsbündler Nagl aber in jedem Fall verhindern. Sie haben eine Art Firewall gegen Nagl aufgezogen. Er selbst zeigt allerdings nun demonstrativ kein Interesse mehr und will sich vordringlich auf seine Projekte (Murgondel, U-Bahn) in Graz konzentrieren. Nagl bleibt aber als Joker im Nachfolgespiel.

Unverhofft aufsteigen könnte ein Vierter: Agrarlandesrat Hans Seitinger. Ein ÖVP-Politiker, der sich klug im Hintergrund hält, am Land, an der ÖVP-Basis, über eine ordentliche Hausmacht verfügt und dort ausgezeichnet ankommt. Seitinger drängt sich nicht nach vorne, könnte aber im Fall des Falles als Kompromisskandidat reüssieren.

Wie bei der SPÖ wird die Personaldebatte in der ÖVP wohl auch von den nächsten Umfragen bestimmt werden. (Walter Müller, 29.11.2018)