Will nicht mehr Chef seiner Liste sein: Der Tiroler Ex-Arbeiterkammerpräsident Fritz Dinkhauser.

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Innsbruck – Fritz Dinkhauser, Gründer und Obmann der Tiroler Oppositionspartei Liste Fritz, zieht sich von der Parteispitze zurück. Er werde bei dem an diesem Samstag stattfindenden "Bürgertag" der Liste nicht mehr für die Obmannschaft kandidieren, erklärte der 78-jährige Dinkhauser am Donnerstag in Innsbruck.

Klubobfrau folgt nach

Seine Nachfolgerin soll erwartungsgemäß die Klubobfrau der Gruppierung im Tiroler Landtag, Andrea Haselwanter-Schneider, werden.

"Die Mission ist erfüllt. Die Zeit ist reif", sagte der frühere langjährige schwarze Tiroler Arbeiterkammerpräsident. Er übergebe nunmehr den "Stab" an Haselwanter-Schneider, die die "soziale Flamme" weitertragen werde. Er werde künftig nur mehr als "Schutzpatron" beratend im Hintergrund agieren. Dinkhauser hatte bereits bei der Landtagswahl 2013 nicht mehr für das Landesparlament kandidiert. Die medialen Auftritte im politischen Tagesgeschäft hielten sich in den Folgejahren in engen Grenzen, Obmann und einflussreicher Berater im Hintergrund blieb der Innsbrucker jedoch.

Der 78-Jährige nutzte die Pressekonferenz, um seine bewegten Jahre in der Politik Revue passieren zu lassen. "Sehr, sehr stolz" zeigte er sich nach wie vor über den Landtagswahlerfolg 2008. "Das war eine Sensation, ein Meisterstückl", so Dinkhauser sichtlich bewegt. Auf 18,35 Prozent pushte er damals seine Gruppierung, die er kurz zuvor aus der Taufe gehoben hatte. Ein Wahlerfolg, mit dem er seiner Mutterpartei, der ÖVP, das Fürchten lehrte. Der wortgewaltige Innsbrucker schilderte, wie er damals nur mit großer Mühe eine Finanzierung für den Wahlkampf aufstellen konnte: "In Tirol habe ich keine einzige Bank gefunden, erst zu guter Letzt in Wien". Dabei habe der damals 68-Jährige sich eigentlich schon auf die Pension eingerichtet: "Der Dackel war schon geschmiert".

Bonzen und anständige Menschen

Die ÖVP habe er damals als "Partei der Bonzen, und nicht der Bürger" empfunden. Ein Eindruck, der sich bis heute nicht geändert habe – "wenn es auch sehr viele anständige Menschen in der Volkspartei gibt". "Es gab in Tirol kein Loch und keine Ritzen, aus der nicht schwarzer Rauch aufstieg", beschrieb Dinkhauser die damalige politische Landschaft. Seiner Liste sei es gelungen, dafür zu sorgen, dass die absolute Mehrheit der ÖVP in Tirol der Vergangenheit angehöre. Dies halte bis heute.

Dann ging der frühere AK-Präsident aber auch auf die Fehler ein, die letztlich zum Absturz seiner Liste bei der Landtagswahl 2013 mit 5,61 Prozent geführt hatten. Sein missglücktes Antreten bei der Nationalratswahl 2008 sei "ein Wahnsinn" gewesen. "Völlig überschätzt" habe er sich damals: "Ich habe mir einreden lassen, dass der Dinkhauser überall antreten muss. Ich war der Messias". Auch die Verwerfungen mit Transitforum-Obmann Fritz Gurgiser, mit dem er den Landtagswahlkampf 2008 erfolgreich geschlagen hatte, hätten das ihre dazu beigetragen. Bewegt habe die Liste Fritz trotzdem viel in Tirol: "Neben dem Verlust der absoluten ÖVP-Mehrheit haben wir auch das Thema Agrargemeinschaften auf das Tapet gebracht und Olympia 2026 in Tirol verhindert". Wenn er in Tirol unterwegs sei, würde er immer wieder viele Menschen treffen, die "mir das Gefühl geben, dass sie schätzen, was ich gemacht habe".

Name bleibt

Haselwanter-Schneider nannte Dinkhauser ihren "politischen Ziehvater", auf dessen Rat sie auch weiterhin hören werde. "Wir werden gut auf dein Kind aufpassen, es hegen und pflegen und weiterentwickeln", meinte sie zu ihrem Mentor. Die 50-Jährige wurde bereits vom Vorstand der Liste offiziell als Parteichefin designiert, am Samstag erfolgt die Wahl durch die Mitglieder beim Bürgertag in Innsbruck. Der Name der Liste werde zumindest vorerst bleiben, schließlich sei man "eine Marke". "Hinter uns liegen zehn Jahre Aufbauarbeit. Nun wollen wir breiter und stärker werden", gab Haselwanter-Schneider als Parole aus. Die "Vision" bleibe eine Regierung ohne ÖVP-Beteiligung. Komplett ausschließen wollte man aber eine mögliche künftige Zusammenarbeit mit der Volkspartei nicht.

Landtagsabgeordneter Markus Sint nannte Dinkhauser einen der "letzten Typen in der Politik". Die Generalausrichtung der Liste werde sich nicht verändern, aber "da und dort" werde man andere Schwerpunkte setzen.

Versöhnliche Konkurrenten

Fritz Dinkhausers Mutterpartei, die Tiroler ÖVP, hat dessen Rückzug als Parteichef der Liste Fritz mit versöhnlichen Worten begleitet. "Fritz Dinkhauser hat die Tiroler Parteienlandschaft in den letzten Jahren ohne Zweifel maßgeblich mitgeprägt. Seine Leidenschaft, mit der er Politik betreiben hat, bleibt unbestritten", erklärte Klubobmann Jakob Wolf.

Dies gelte obwohl man über den politischen Stil Dinkhausers "durchaus geteilter Meinung sein muss", so Wolf. Denn der 78-Jährige habe "von der pauschalen Diffamierung ganzer Bevölkerungsgruppen – wie etwa der Bauern oder auch der Wirtschaftstreibenden – nicht zurückgeschreckt". "Als wortgewaltiger AK-Präsident hat er die Sozialpartnerschaft in Tirol belebt und den Anliegen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in unserm Land Gehör verschafft", lobte der schwarze Klubchef. Zu seinem Abschied von der politischen Bühne wünsche die ÖVP ihm "alles Gute und im Ruhestand noch viele, gesunde Jahre im Kreise seiner Familie".

"Fritz Dinkhauser hat das Parteiensystem in Tirol aufgebrochen und viel dazu beigetragen, dass es mehr Vielfalt im Landtag gibt. Seine Verdienste um mehr Gerechtigkeit und sein Einsatz für finanziell schwächere Menschen in Tirol sind unbestritten. Und seine polternden Auftritte und sein Geschick für Inszenierung werden unvergessen bleiben", fanden auch Grünen-Landessprecherin Barbara Schramm-Skoficz und Klubobmann Gebi Mair lobende Worte. Man wünsche ihm "einen wohlverdienten Ruhestand, viel Gesundheit und noch viele glückliche Jahre mit deiner Ehefrau Heidi", so die Grünen-Spitzen. (APA, 29.11.2018)