Es wird krachen: Deontay Wilder und Tyson Fury.

Foto: APA/AP Photo/Damian Dovarganes

Los Angeles/Berlin – Deontay Wilder brüllte und fluchte, Tyson Fury machte Faxen und zog blank: Das chaotische Staredown zwischen den beiden exzentrischen Schwergewichtsboxern vor ihrem WM-Titelkampf in Los Angeles erfüllte alle Klischees. WBC-Champion Wilder und Klitschko-Bezwinger Fury inszenierten sich vor dem Mega-Kampf in der Nacht zu Sonntag (gegen 03.00 Uhr MEZ/DAZN) als zwei Bösewichte, die in der Stadt der Engel eine epische Schlacht austragen wollen. Verbale Tiefschläge inbegriffen.

Fury: "Ich will ihn in Stücke reißen wie ein Pitbull." Wilder: "Ich habe in die Augen des Killers gesehen, und ich sah nur ein Kätzchen." Fury: "Er ist ein Spargeltarzan, ein Penner ohne Kinn." Dabei wäre das ganze Ballyhoo gar nicht nötig gewesen, der Titelkampf ist alleine schon sportlich höchst reizvoll.

Knockout-Maschine

Wilder (33) gewann alle seine 40 Profikämpfe, davon 39 (!) durch Knockout. Auch Fury (30) ist in seinen 27 Fights noch ungeschlagen. Sein größter Triumph liegt allerdings bereits drei Jahre zurück. Nachdem er Wladimir Klitschko in Düsseldorf nach Punkten besiegt und vom Thron gestoßen hatte, begann ein selbst im Profiboxen beispielloser Abstieg: Alkohol- und Drogenexzesse, Depressionen, Dopingsperre, Übergewicht.

"Wenn ich die Depressionen besiegen kann, dann kann ich alles besiegen", sagt Fury heute. Von 175 Kilogramm hat er mehr als 50 abgespeckt, die ersten beiden Comeback-Kämpfe in diesem Jahr gegen Sefer Seferi und Francesco Pianeta waren okay – mehr nicht. Wilder ist ein ganz anderes Kaliber, den Puncher sehen die Buchmacher als klaren Favoriten. Doch das war Klitschko seinerzeit gegen Fury auch. So eine Situation liebt der Brite.

"Ich habe sie reingelegt und sie wissen immer noch nicht, worauf sie sich eingelassen haben", sagt er. Dass Fury nicht in England, sondern in den USA boxen muss, sieht er auch nicht als Nachteil: "Das macht aus mir wieder einen echten Krieger. Das bin ich schon gewohnt."

"Er hat Reichweite"

Bei Wilder ist zwischen all den lauten Beleidigungen auch großer Respekt vor Fury herauszuhören. "Er hat Reichweite, ist beweglich und glaubt, dass er der Beste der Welt ist", sagt Wilder: "Wer diesen Kampf gewinnt, kann sich bester Schwergewichts-Weltmeister auf dem Globus nennen."

Ein Seitenhieb gegen Anthony Joshua. Der britische IBF- und WBO-Weltmeister und Superchampion der WBA mischt am Samstag auch irgendwie mit. Wilder und Fury kämpfen nicht nur um die Krone, sondern auch um einen höchst lukrativen Titelkampf mit Joshua.

Die Vorfreude der Amerikaner auf das Duell Wilder vs. Fury hielt sich noch in Grenzen. Das Staples Center wird wohl nicht voll gefüllt sein. Wilder hat in seiner Heimat noch nicht die Zugkraft wie etwa Mike Tyson oder Evander Holyfield. "Amerika sollte endlich aufwachen und erkennen, dass ich der böseste Mann auf dem Planeten bin", tönt Wilder.

Das Böser-Bube-Image pflegt auch Fury, doch das britische Großmaul zeigt auch Herz. Er will einen Teil seiner Gage, die sich auf rund neun Millionen Euro belaufen soll, spenden. Er wolle Einrichtungen für Obdachlose, Drogenabhängige und Alkoholiker entstehen lassen, verriet Fury: "Ich bin Boxer, kein Geschäftsmann, und ich werde vermutlich am Ende, wie jeder Boxer, pleite sein." (sid, 29.11.2018)