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Ob Juncker (links) bei Trump neuerlich punktet, wird derzeit bezweifelt.

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Baby-Trump wird auch in Buenos Aires in die Luft gelassen.

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Jetzt wird es auch für Europa wieder ernst. Nach einem Treffen von US-Präsident Donald Trump mit EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker war eine Feuerpause im Handelsstreit vereinbart worden. Seither prüft Washington, ob Strafzölle von 25 Prozent auf europäische Autos erhoben werden sollen.

Jüngste Signale deuten darauf hin, dass die Handelssanktionen nun tatsächlich drohen. Treffen von Trump mit EU-Spitzenvertretern beim G20-Gipfel in Argentinien könnten die weitere Marschrichtung aufzeigen. Juncker geht nicht davon aus, dass Trump in Kürze Sonderzölle verhängt. Er habe zuletzt mit Zufriedenheit festgestellt, dass sich in dem Verhältnis zwischen den USA und der EU seit dem im Juli vereinbarten Stillhalteabkommen nichts geändert habe, sagte Juncker am Freitag beim G20-Gipfel in Buenos Aires.

Trump war es, der mit Äußerungen über die Streichung von tausenden Stellen bei General Motors in Nordamerika diese Woche neue Ängste vor einer Verschärfung des Handelsstreits auslöste. Die Restrukturierung beim führenden amerikanischen Autohersteller zeige das Ungleichgewicht im Handel zulasten seines Landes, schrieb Trump auf Twitter. Es würden mehr Autos in den USA gebaut werden, wenn es einen Einfuhrzoll von 25 Prozent gäbe.

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GM-Mitarbeiter blicken gebannt in die Zukunft, nachdem der Konzern die Streichung tausender Stellen angekündigt hat.
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Handelsdefizit wächst

Anlass für verschärfte Sanktionen geben die jüngsten Entwicklungen im Außenhandel. Das US-Leistungsbilanzdefizit wächst bedrohlich. Während die Importe wegen der starken Binnennachfrage nach wie vor deutlich zulegen, hinterlässt der Handelsstreit mit China deutliche Spuren. Die Exporte sind in einigen Bereichen eingebrochen. So verkaufte Tesla im Oktober 70 Prozent weniger Elektroautos in China, lediglich 211 Fahrzeuge konnten abgesetzt werden. Tesla importiert alle in China verkauften Fahrzeuge aus den USA.

Chinas Gegenmaßnahmen wirken

Auch die Ausfuhren von Sojabohnen, Früchten und anderen Produkten, auf die China als Antwort auf US-Strafzölle Sondertarife einhebt, sackten in den letzten Monaten ab. Insgesamt zeigt sich, dass US-Produkte von den Handelsbarrieren deutlich stärker betroffen sind als chinesische Waren. Statistiken zeigen, dass die schon im Juli und August von Zöllen betroffenen Exporte nach China um 60 Prozent abstürzten. Die meisten Analysten teilen die Einschätzung, dass das Weiße Haus die Tarife auf chinesische Ausfuhren in die USA wegen dieser Entwicklung mit Jänner von zehn auf 25 Prozent erhöhen wird.

Europa und Japan blicken derzeit sorgenvoll auf die Entwicklung bei Autos. Allein in diesem Segment haben die USA in den letzten zwölf Monaten ein Handelsbilanzdefizit von 207,9 Milliarden Dollar eingefahren, wie in einer Analyse von S&P Global dargelegt wird. Das entspricht einer Steigerung gegenüber der Vorperiode um fast acht Prozent.

Deutscher Besuch im Weißen Haus

Trump hat mittlerweile ein Gutachten in der Lade, auf dessen Basis er Strafzölle auf Autoimporte erheben könnte. Allerdings scheint er die Drohung dafür zu nützen, Produktionen ausländischer Autobauer in die USA zu holen. Agenturmeldungen zufolge sollen die Chefs von Volkswagen, Daimler und BMW kommende Woche im Weißen Haus antanzen. Der US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, habe die Einladung ausgesprochen. An dem Treffen sollen der US-Handelsbeauftragte Robert Lighthizer und Wirtschaftsminister Wilbur Ross teilnehmen. Zuletzt gab es gleich mehrere Ankündigungen, die Trump milde stimmen könnten. Derzeit importieren die deutschen Hersteller die Hälfte der in den USA verkauften Autos.

Juncker nennt einen weiteren Grund, warum er mit einem Stillhalten der USA rechnet. So hätten die USA zuletzt ihre Flüssiggasexporte in die EU um 52 Prozent steigern können. Die US-Sojaexporte in die EU seien sogar um 100 Prozent gestiegen. "Das zeigt ganz klar, dass wir uns an unsere Verpflichtungen halten", sagte Juncker. (as, 30.11.2018)