Die Schauspielerin und Regisseurin Emmy Werner wohnt in der Wiener Innenstadt und umgibt sich mit mehr als tausend Eulen. Den Spieltrieb des Wohnens und Lebens, sagt sie, hat sie sich bis heute erhalten.

"Man kann sich ja gar nicht vorstellen, wie das hier früher ausgesehen hat! Das war ein kaputtes, ramponiertes Magazin, das leerstand und so langsam vor sich hin gammelte. Es gab keine Böden, keine Türen, keine Heizung, und im Vorzimmer war ein riesiger Sand- und Schutthaufen. Na, jedenfalls habe ich beschlossen, den Mietvertrag zu unterschreiben und mich in den darauffolgenden Monaten und Jahren dem Umbau zu widmen. Das Beste an dieser Wohnung ist: Ich habe Raum, Raum, Raum!

"Ich halte es für einen großen Verlust, wenn man nicht bis zum letzten Atemzug lebt, spielt und neugierig bleibt." Emmy Werner in ihrem Arbeitszimmer.
Foto: Lisi Specht

Davor habe ich in Kagran gewohnt, in einem architektonisch fragwürdigen Wohnhaus in der Erzherzog-Karl-Straße. Es war eine kleine, entzückende, bunt ausgemalte Gemeindewohnung, doch irgendwann ist mir die Decke auf den Kopf gefallen. Ich wollte weg von dort und habe mich nach Raum und Luft gesehnt. Und nach der Nähe zur Innenstadt, zu den mir lieben Orten und Institutionen.

Insgesamt habe ich mir 68 Wohnungen angeschaut. Immer hat irgendwas nicht gepasst. Doch dann bin ich 1977 auf diese Wohnung hier in der Nähe der Drachengasse gestoßen. Das Haus wurde im 17. Jahrhundert errichtet und war einst ein Auffangort für gefallene Mädchen. In meinem Fall war's ein Ort für eine träumende Frau. Ich habe Böden reinlegen lassen, eine Heizung installiert, alte Baustellen nach doppelflügeligen Türen abgeklappert, die andere in den Container geschmissen haben, und, und, und. Der Umbau ging schnell über die Bühne, aber Verbesserungen nehme ich bis heute vor. In der Familie bin ich verschrien als die Lackiererin und Streicherin. Kaum komme ich irgendwohin, sage ich: "Eh sehr schön hier, aber soll ich dir das nicht streichen oder lackieren?"

Fotos: Lisi Specht

Die Farben sind wirklich wichtig in meinem Leben. Meine Lieblingsfarbe ist, wie man unschwer sieht, Orange. Meine Zweitlieblingsfarbe ist Türkisblau. Aber zuerst kam das BZÖ und dann der Kurz. Na super. Trotzdem ... Mein Faible für Farben zeigt sich übrigens auch in meinen Brillen und Halstüchern. Und natürlich auch in den vielen, vielen Objekten, mit denen ich mich umgebe – in den Eulen und in den Teekannen.

Irgendwer hat einmal gesagt, ich möge Eulen. Seitdem kriege ich zu jeder Gelegenheit Eulen geschenkt. Ich habe rund 1200 Eulen um mich versammelt, im Vorzimmer, im Wohnzimmer, im Arbeitszimmer, überall! Drei davon habe ich mir selbst gekauft. Alle anderen sind Geschenke. Ich liebe meine Eulen. Und jede einzelne ist durchnummeriert und katalogisiert. Aber bitte, bitte keine Eulen mehr! Ich weiß nicht mehr, wohin damit. Ich fange schon an, sie zu verschenken. Ich mache Platz für Neues. Aber das ist keine Katharsis. Die brauche ich nicht. Ich bin schon gereinigt.

Fotos: Lisi Specht

Und dann erst die Teekannen! Eine Schale Tee, eine schöne Kanne, aus der man ausschenkt, das ist das kleine Glück des Lebens. Der Anblick, das Angreifen dieser ach so schönen Objekte ist mein täglicher Genuss. Ich habe eine regelrechte Sucht nach dem Optischen und Haptischen. Na, was denn sonst! In den Dingen, die uns umgeben, ist unsere gesamte Kultur gespeichert. Das sind Dinge, die oft viel älter sind als ich und die mich allesamt um viele Jahre und Jahrzehnte überleben werden! In jedem Ding steckt ein kleines Abenteuer, und meine Wohnung ist ein einziges Abenteuerland, in dem ich mich austobe.

Ich halte es für einen großen Verlust, wenn man nicht bis zum letzten Atemzug lebt, wenn man nicht bis zum letzten Atemzug spielt und neugierig bleibt. Ein Freund hat gesagt: "Ich beneide dich so, denn du kannst spielen und dich freuen wie ein Kind." Das ist wahr." (3.12.2018)