Beim Einsatz am 25. Juni in Bregenz war ein Großaufgebot der Polizei dabei.

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Bregenz – Der tatverdächtige Mann, gegen den nach einem tödlich verlaufenen Beziehungsstreit im Juni in Bregenz ermittelt wird, soll zum Tatzeitpunkt zurechnungsfähig gewesen sein. Das ergab laut einem Bericht der "Vorarlberger Nachrichten" das psychiatrische Gutachten.

Im Zuge des Streits stürzte die 27-jährige Lebensgefährtin des Rumänen aus einem Fenster acht Meter tief in den Tod. Gegen den Mann wird allerdings nicht wegen Mordes, sondern wegen schwerer Nötigung ermittelt, gibt Susanne Dilp von der Landespolizeidirektion Vorarlberg gegenüber dem STANDARD an.

Was am 25. Juni geschah

Als die von einer Nachbarin alarmierte Polizei am 25. Juni bei der Wohnung im Bregenzer Stadtteil Vorkloster eintraf, stürzte die 27-Jährige gerade aus dem Fenster. Ihr Partner saß währenddessen auf dem Fensterbrett und hantierte mit einer Schreckschusswaffe. Der 30-Jährige hielt zunächst eine weitere Frau und ein vierjähriges Kind als Geiseln bei sich in der Wohnung. Erst nach mehrstündigen Verhandlungen ließ er die beiden ziehen. Aufgeben wollte der Mann allerdings nicht. Bei der Übergabe von Zigaretten an den 30-Jährigen griff das Einsatzkommando Cobra schließlich zu. Der Mann flüchtete und stürzte sich aus dem Fenster, wobei er sich schwer verletzte. Streit und Handgreiflichkeiten soll es bei dem rumänischen Paar, das mit vier Kindern zusammenlebte, öfters gegeben haben.

Noch keine Anklage

Eine Anklage gegen den Mann gibt es laut dem Bericht bisher nicht. Laut dem psychiatrischen Gutachten von Gerichtspsychiater Reinhard Haller war der Mann zum Tatzeitpunkt heftig erregt, alkoholisiert und möglicherweise auch unter Drogen, aber zurechnungsfähig. Offenbar liege eine Persönlichkeitsstörung vor, zudem soll der Mann ein Spieler gewesen sein, zitierte die Zeitung aus der Expertise. Doch ein Vollrausch oder ein Affekt, der die Zurechnungsfähigkeit aufgehoben hätte, war laut Gerichtspsychiater nicht gegeben.

Unterschiedliche Angaben

Die Einvernahmen der Verwandten des Paares ergaben kein einheitliches Bild. Während die einen von der Gewaltbereitschaft des Mannes gewusst haben wollen, stritten die anderen diese ab. Der Verdächtige aus Rumänien zog durch Europa, verdiente seinen Unterhalt durch Gelegenheitsarbeiten oder Betteln, saß aber auch bereits mehrere Monate in Haft. Hinweise auf eine Gewalteinwirkung vor dem Fenstersturz der Frau gebe es offenbar nicht, doch die Schwägerin des Mannes bestätigte, dass dieser in das Zimmer wollte, in das sich die 27-Jährige geflüchtet hatte. Nach dem ersten Zuhalten der Tür sei plötzlich kein Widerstand mehr spürbar gewesen. Als er das Zimmer betreten habe, war dieses bereits leer. (APA, red, 30.11.2018)