Härter als Stahl und wertvoller als Gold.

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"Zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten. Verkauft für 24.000 Euro an den Bieter am Telefon." So schallt es durch den Auktionsraum im Dorotheum Wien, der Hammer fällt beim Höchstgebot. Die Diamant-Ohrringe wechseln den Besitzer. Ob sich eine Dame darüber freuen wird oder der Bieter die Stücke nur erworben hat, um sie weiterzuverkaufen, wird nicht bekannt.

Bei Edelsteinauktionen läuft mittlerweile viel anonym ab. Auch an diesem Nachmittag ist das Gros der Bieter via Telefon dabei oder hat schon vor Beginn der Auktion schriftlich Gebote für Stücke eingebracht. "Manche Leute steigern vom Ausland aus mit, weil sie nicht immer anreisen können. Andere wählen bewusst die Anonymität", erklärt Astrid Fialka-Herics, Schmuckexpertin und Auktionatorin beim Dorotheum Wien.

Diamanten erfreuen sich seit jeher großer Beliebtheit bei Schmuckliebhabern, aber auch Anleger erliegen immer öfter der Strahlkraft von Edelsteinen. "Steine von hoher Qualität sind ein Garant für Wertbeständigkeit und Wertsteigerung", erklärt Fialka-Herics.

Deshalb haben sich Diamanten und mit ihnen besetzter Schmuck zu einem alternativen Investment entwickelt. Wer von seinen Steinen lange zehren will, muss aber besonders auf die Qualität achten. Denn nicht mit allem, was glitzert, lassen sich auch hohe Wertsteigerungen erzielen.

Prinzipiell gilt (wie bei jeder anderen Anlageklasse auch): Je seltener ein Stein vorkommt, desto wertvoller ist er. Anders als Gold, bei dem sich der Preis schlicht nach dem Gewicht berechnet, ergibt sich der Wert eines Diamanten aus gleich vier Eigenschaften, den vier C (siehe Wissens-Kasten): Carat (Gewicht), Clarity (Reinheit), Colour (Farbe) und Cut (Schliff) .

Qualität vor Quantität

Wer seine Steine als Investment sieht, sollte darauf achten, dass sie nicht kleiner als ein Karat (1 ct) sind. Ein klassisch moderner Schliff ist ebenfalls von Vorteil. Bevorzugt unter Investoren ist der Brillantschliff.

Doch auch hier gibt es Moden und Trends. "Wir stellen derzeit fest, dass es eine sehr große Nachfrage und sehr hohes Steigerungspotenzial bei Steinen ab drei Karat (3 ct) aufwärts gibt und auch Steine mit einem Altschliff gefragt sind", sagt Fialka-Herics.

Beim Investment in Diamanten gilt wie so oft im Leben: Qualität geht vor Quantität. Weshalb man laut Dorotheum-Expertin bei der Größe, aber nicht bei Reinheit oder Farbe Kompromisse eingehen sollte. Denn bei Diamanten steigen und fallen die Preisklassen nicht proportional nach Qualität und Größe.

So kann bereits eine Veränderung nur eines Faktors eine deutliche Preisverschiebung ausmachen und es vorkommen, dass zwei auf den ersten Blick gleich große Steine unterschiedlich teuer sind. Eine gute Marktkenntnis ist daher unabdingbar, will man sich edle Steine ins Portfolio legen.

Aufpassen sollten Anleger vor allem bei schwarzen Diamanten, rät Fialka-Herics. Diese bringen Kunden immer wieder aus ihrem Urlaub mit. Dabei handelt es sich jedoch oft um geschwärzte Diamanten, die eigentlich Industrieabfall sind – wenn etwa Diamantspitzen für Bohrer hergestellt und Reste davon an Touristen verscherbelt werden.

Farbe und Form

Bei Farbe und Form der Steine gibt es ebenfalls Trends. Klassische Brillanten sind immer gefragt, Fantasieschliffe wie etwa das Herz weniger. Smaragde etwa waren vor rund 30 Jahren stark nachgefragt und entsprechend teuer. "Dann hat sich die Mode gedreht und die Preise sind gefallen", erklärt Fialka-Herics.

Erst als der Nachschub wieder schwieriger zu beschaffen war, stiegen auch die Steine im Preis. Für den Wert von farbigen Diamanten ist wichtig, ob die Stücke nachbehandelt wurden, damit die Farbe intensiver ist. Dazu werden die Steine in Lösungen gelegt, bestrahlt oder wärmebehandelt. Je unbehandelter und daher natürlicher ein Stein ist, desto wertvoller ist er.

"Jede Versteigerung ist auch ein Spiel", sagt Fialka-Herics. So kam es schon zu einem Wettbieten zweier Damen, die das gleiche Collier ihr Eigen nennen wollten. Es sei die Lust auf ein Stück, das oft zu Bieterduellen führe. Sie habe auch schon erlebt, dass Frauen ihren Männern im Auktionssaal dankbar um den Hals fallen, wenn diese den Zuschlag für ein bestimmtes Stück bekommen haben.

Einig sollten sich die Partner aber sein. Denn es ist auch schon vorgekommen, dass Ehepaare anonym um ein Stück geboten haben – und der jeweils andere nichts vom Engagement seines Partners wusste. (Bettina Pfluger, Portfolio, 2018)