Apple war an der Börse 2018 eine Billion US-Dollar wert. Reich werden konnten Anleger aber auch mit anderen Papieren.

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Das Jahr 1997 war jenes, in dem sich das Schicksal von Apple entschieden hat: Der Computerhersteller aus dem kalifornischen Cupertino war zwar immer wieder mit interessanten Ideen aufgefallen, aber die Aktie des Unternehmens war für Anleger offenbar so wie California Raisins für den Magen: Zu viele davon machen Bauchweh.

Und so kroch das Papier bei 48 US-Cent pro Stück träge übers Börsenparkett. Schuld daran waren nicht nur Streitereien unter den Chefitäten – so hatte Unternehmensgründer Steve Jobs sein Baby im Zorn verlassen –, sondern auch Produkte wie der unselige Newton, den damals kaum jemand verstanden hat und der eigentlich ein PDA war. Er hatte der einstigen Avantgarde der Computerbranche die letzten Cashreserven gekostet und sie an den Rande des Ruins gebracht.

Innovationen von Rang, für die das Unternehmen einst berühmt war, kamen danach nicht mehr, und man wartete eigentlich nur noch auf den Tod von Apple – oder auf ein Wunder. Und Letzteres geschah im August 1997, fernab von Weihnachten, tatsächlich: Der Heiland aller Apfel-Aficionados, Steve Jobs, kehrte zurück – und die Aktie verdoppelte ihren Kurs in wenigen Monaten.

Ende November kostete ein Papier von Apple 222 US-Dollar. Anfang August überstieg das Unternehmen einen Wert von einer satten Billion Dollar – seit Oktober geht es mit dem Kurs freilich ordentlich bergab.

Mut wurde belohnt

Dennoch: Wer sich am 12. Dezember 1980 ein Herz gefasst hätte und dem Börsenhype, der um das Unternehmen tobte, gefolgt wäre, den Kindern die Geschenke unterm Christbaum beherzt gekürzt und 100 US-Dollar in Apple investiert hätte, wäre 38 Jahre später um satte 50.000 US-Dollar reicher. Da können die Packerln schon deutlich größer ausfallen; auch wenn die Kinder heute vielleicht selbst schon einen grauen Bart haben.

In den vergangenen 30 Jahren stieg der Kurs der Aktie nämlich jährlich um durchschnittlich knapp 20 Prozent. Kein schlechter Deal, sagen die knochentrockenen Realisten – doch andere können's sogar noch besser, meinen die Börsianer: Das Biotech-Unternehmen Amgen lieferte nämlich im gleichen Zeitraum im Schnitt jährlich gleich 26 Prozent Rendite ab.

Das Unternehmen, mit vollem Namen Applied Molecular Genetics und inzwischen in mehr als 75 Ländern weltweit vertreten, erforscht und entwickelt Arzneimittel für Erkrankungen, für die es nur eine beschränkte Anzahl an Behandlungsmöglichkeiten gibt. Mit rund 18.000 Mitarbeitern und 22,8 Milliarden US-Dollar Umsatz im Vorjahr ist man aktuell das weltweit größte Biotechnologieunternehmen.

Noch größer würden die Geschenke allerdings ausfallen, hätte man auf ethische Bedenken – das Wort war damals bei Anlegern ohnehin weitgehend unbekannt und Zigaretten fast in aller Munde – gepfiffen und das Geld an jenem 12. Dezember 1980 in den Tabakkonzern Philip Morris gesteckt.

Man vertreibt kleine "Lungentorpedos" in mehr als 180 Ländern und hat einen Anteil von 15,5 Prozent am weltweiten Tabakmarkt. Schöne 88.000 US-Dollar könnte man jedenfalls heute für den damaligen Mut mit den Anteilen des inzwischen zu Altria umbenannten Konzerns (Philip Morris wurde Ende März 2008 durch eine Ausgründung vom damaligen Mutterkonzern Altria Group herausgelöst) ernten.

Schneller, besser, Netflix

Doch auch für alle, die eher zu den Millennials als zu den Babyboomern zählen, gibt es feine Erträge von jüngeren Unternehmen, die den Apfel schrumpelig aussehen lassen. Zum Beispiel Netflix: Das Unternehmen, 1997 von Marc Randolph und Reed Hastings gegründet, lebte eigentlich ursprünglich von der Verleihung von DVDs, die per Post zugestellt wurden.

Als der Supermarktriese Walmart im Jahr 2002 verlauten ließ, sich ebenfalls auf diesem Sektor breitmachen zu wollen, sahen viele den Anfang vom Ende von Netflix angebrochen. Ähnliches geschah, als 2006 Apple und Amazon Filme zum Runterladen anboten. Jetzt waren sich alle Auguren sicher: Netflix wird über den Jordan gehen.

Doch die Sache mit dem Download von Filmen klappte nicht einmal in den USA so richtig, wo damals zumindest in den großen Städten die Internetgeschwindigkeiten schnell genug dafür gewesen wären – vom Rest der Welt keine Rede.

Netflix war unterm Strich einfach schneller und besser: Noch vor zehn Jahren kannte das Unternehmen kaum ein Mensch in Österreich. Jetzt sind die Serien und Filme in aller Munde – und die Kasse klingelt. Wer im Jahr 2003, also vor 15 Jahren, 100 Dollar in Netflix investiert hat, besaß vor der jüngsten Korrektur Unternehmensanteile in der Höhe von rund 19.000 US-Dollar. Derselbe Betrag, investiert in Apple-Aktien, war "nur" 16.000 Dollar wert.

Doch sogar in noch kürzeren Zeiträumen ließe sich mehr Ertrag als mit Apple erzielen: Noch vor zehn Jahren konnten Anleger ihr Geld besser veranlagen, als bloß Apple-Aktien zu kaufen. Eine Möglichkeit war, auf Amazon zu setzen. Der Onlinehändler ist heute die weltweite Nummer zwei, wenn's um die wertvollsten Unternehmen geht – gleich hinter Apple.

Unternehmensgründer Jeff Bezos, inzwischen der reichste Mensch des Planeten und der breiten Masse oft nur wenig unsympathischer als der stets eigenwillige Steve Jobs in der Blüte seines Lebens, ist wie der verblichene Apple-Guru ein Fantast reinsten Wassers – aber einer, der wie Jobs diese Fantasien zu klingender Münze machen kann. Seine Denke, den Aktionären einfach keine Dividenden zu zahlen, aber jeden Dollar wieder zu investieren, ermöglicht eine weitere massive Expansion – und das sogar in Geschäftsfelder, die nicht unbedingt mit der digitalen Welt zu tun haben.

So hat Amazon im Vorjahr die weltgrößte Biomarktkette Whole Foods übernommen und breitet sich im Lebensmittelhandel aus. Wer 2008 also für 100 US-Dollar Amazon-Aktien gekauft hat, konnte sich vor der jüngsten Korrektur über 2400 Dollar freuen. Mit Apple hätte man bloß 1.000 Dollar im gleichen Zeitraum geholt. Da wäre sogar ein Engagement in das New Yorker Biotech- und Pharmaunternehmen Regeneron besser fürs Börsel gewesen: Aus dem investierten 100er vor zehn Jahren sind 1800 Dollar geworden.

Allen Vorwürfen zum Trotz

Aber auch vor fünf Jahren war es noch nicht zu spät, den Apferln den Rücken zu kehren und stattdessen auf andere Titel zu setzen: Mit dem Silicon-Valley-Nachbarn Facebook klingelte es deutlich lauter im Beutel – Zuckerberg hin, Spionagevorwürfe her. Die Aktien haben allen Börsenturbulenzen getrotzt und ihren Weg in den Investoren-Olymp gefunden.

Seit 2013 wuchsen nämlich die Anteile um das 4,7-Fache – 100 Dollar wurden zu 470. Zumindest bis vor kurzem. Die Zukäufe von Instagram und Whatsapp brachten, auch wenn es bei Letzterem wieder ordentlich gerauscht hat im Blätterwald, die von Börsianern geschätzte Diversifizierung.

Wer aber weder Äpfel noch Zucker mag, der war vor fünf Jahren mit Aktien von Nvidia bestens bedient. Der ebenfalls in Kalifornien beheimatete Konzern ist auf dem Globus einer der führenden Entwickler von Grafikprozessoren und Chipsätzen. Das machte sich für Anleger bezahlt: Seit 2013 wurden aus 100 in Nvidia investierten US-Dollar gleich 1816 grüne Scheine. Bei Apple hätte man in der Zeit "bloß" 350 Dollar lukrieren können. (Reinhard Krémer, Portfolio, 7.1.2018)