Steyr – Immerhin, das Versprechen wurde eingehalten. Als eine chinesische Investorengruppe 2012 den Spezialmotorenhersteller Steyr Motors übernahm, sagten sie eine fünfjährige Standortgarantie zu. Nun müssen die knapp 160 Mitarbeiter ihre Arbeitsplätze womöglich räumen: Steyr Motors ist insolvent, das Landesgericht Steyr eröffnete am Freitag ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung.

Als Gründe für die Pleite werden nach Angaben der Gläubigerschutzverbände KSV1870 und Creditreform ein erfolgter Personalabbau, der teilweise Verlust von Schlüsselarbeitskräften sowie Rückgänge in der Produktion aufgrund von Liquiditätsengpässen genannt.

Besitzwechsel in China

Für den ehemaligen Generaldirektor des Unternehmens und Ex-Verkehrsminister Rudolf Streicher (SPÖ) klingt vor allem eine Ursache plausibel: "Es ist an der Liquidität gescheitert." Über Details zur Insolvenz wollte Streicher im Gespräch mit dem STANDARD nicht spekulieren, er betonte aber, dass der dreifache Besitzwechsel in China dem Unternehmen nicht gutgetan hätte.

Dabei war Streicher, der den Betrieb bis 2012 mit dem damaligen Geschäftsführer Rudolf Mandorfer leitete, anfangs von den chinesischen Käufern überzeugt. Man habe eine Zeitlang nach Partnern gesucht, viele Finanzinvestoren hätten sich angeboten. Mit den Chinesen hätte man schließlich "solide Partner mit einem guten Konzept" gefunden, meint Streicher: "Es hat alles wunderbar ausgeschaut."

Tatsächlich hat der Betrieb die Kapazitäten nach der Übernahme verdoppelt, es kam zudem zu einer Kapitalerhöhung.

Wechsel in der Chefetage

Bis zum Jahr 2015 ist nicht nur die Zahl der Mitarbeiter in Steyr gewachsen, auch der Umsatz stieg von rund 24 Millionen Euro (2012) auf knapp 41 Millionen Euro. 2016 brach der Umsatz schließlich ein. Im vergangenen Jahr berichteten Medien über Verluste, Restrukturierungsprozesse und einen Chefwechsel.

Nun stehen Aktiva in der Höhe von 14,7 Mio. Euro Rückständen in der Höhe von 23 Mio. Euro gegenüber. Die Überschuldung beträgt somit rund 8,3 Mio. Euro.

Der Betrieb in Steyr ist nach wie vor aufrecht. Es wird beabsichtigt, das Unternehmen weiter fortzuführen und mit einem Sanierungsplan zu entschulden.

Überbrückungshilfe

Als Überbrückungshilfe wurde von der chinesischen 100-Prozent-Eigentümerin, der Steyr Motors Investment Co. Ltd., eine Finanzspritze in Millionenhöhe zur Verfügung gestellt. Zuletzt hätten aber die mit der Alleingesellschafterin und potenziellen Investoren geführten Verhandlungen das Liquiditätsproblem nicht lösen können, und so musste der Weg zum Insolvenzgericht angetreten werden. Den Gläubigern wird eine Quote von 20 Prozent angeboten, zahlbar innerhalb von zwei Jahren ab Annahme des Sanierungsplanes. Als Insolvenzverwalter wurde der Steyrer Rechtsanwalt Norbert Mooseder bestellt.

Den 159 von der Pleite betroffenen Mitarbeitern wurde von der Arbeiterkammer Oberösterreich Unterstützung zugesagt. Sie werde in Abstimmung mit Insolvenzverwalter, Gewerkschaft und Betriebsrat voraussichtlich schon in der kommenden Woche Informationsveranstaltungen für die Belegschaft abhalten. (lauf, APA, 30.11.2018)