Kritiker vermuten ein politisches Ablenkungsmanöver vom derzeitigen Präsidenten Pierre Nkurunziza hinter den Haftbefehlen.

Foto: APA/AFP/STR

Bujumbura – Rund 25 Jahre nach dem Mord am ersten demokratisch gewählten Präsidenten Burundis, Melchior Ndadaye, hat das Justizministerium des ostafrikanischen Landes Haftbefehle gegen hochrangige Politiker und Militärs erlassen. Insgesamt wurden 21 Namen genannt, darunter auch der des früheren Präsidenten Pierre Buyoya. Sie alle leben nach offiziellen Angaben heute im Ausland.

Das Ministerium forderte die internationale Gemeinschaft deshalb am Samstag auf, sie auszuliefern. Den genannten Personen wird eine Beteiligung an der Ermordung des gewählten Präsidenten Ndadaye im Jahr 1993 vorgeworfen. Ndadaye gehörte der Volksgruppe der Hutu, Buyoya der Volksgruppe der Tutsi an. Der Mord löste einen Bürgerkrieg zwischen Hutus und Tutsis aus, in dem etwa 300.000 Menschen starben.

Politisches Ablenkungsmanöver vermutet

Auf der Liste des Ministeriums stehen viele prominente Vertreter der Tutsis. Kritiker werfen dem derzeitigen Präsidenten Pierre Nkurunziza mit autoritären Tendenzen – ein Hutu wie Ndadaye – daher vor, er wolle ethnische Spannungen schüren, um von Misserfolgen seiner Regierung abzulenken. Nkurunziza hatte das kleine ostafrikanische Land 2015 in eine schwere Krise gestürzt, als er sich entgegen der Verfassung um eine dritte Amtszeit bewarb. Die Opposition boykottierte die Abstimmung, Nkurunziza gewann haushoch. Doch im Land kam es zu zahlreichen Gewalttaten und einer Massenflucht.