Dass die FPÖ kein besonders weibliches Biotop ist, weiß man. In der burgenländischen FPÖ, seit 2015 Regierungspartei immerhin, scheint das aber ganz besonders so zu sein. Erfolgreiche Frauen hauen zunehmend – und zunehmend entnervt – den Hut drauf. Für eine Partei, die mehr sein will als ein Scherz – reine Männerpartien haben ja seit langem schon einen leichten Zug ins Lächerliche –, kann solche "Entweibung" leicht fatal enden. Mit Entleibung.
Schon im Sommer hat sich die Gemeinderätin und geschäftsführende Stadtparteichefin in Neusiedl am See, Maria Nakovits, zurückgezogen. Ihr Hauptvorwurf: Mangel an Sachkompetenz, startegischem Denkvermögen und Gestaltungskraft an der – männlichen – Parteispitze.
Meckerei
Anfang November hat sich Anita Novotny verabschiedet, einzige blaue Gemeinderätin in der roten Hochburg Siegendorf/Cindrof. Frauen, vor allem solche, die nicht auf den Mund gefallen sind, wie man so sagt, hätten es schwer: "Kritik wird von den meist männlichen Parteioberen schnell als Meckerei abqualifiziert."
In dieser Woche hat nun Edith-Sara Tayari in der Regionalausgabe des KURIER erzählt, dass auch sie die FPÖ verlasse. Tayari war Büroleiterin des blauen Landeshauptmann-Stellvertreters Johann Tschürtz. Ein Büro, in dem viele Tschürtz-Vertraute beschäftigt seien, deren Qualifikation nicht immer den Anforderungen im Kabinett eines Spitzenpolitikers entspräche.
Vertrauensentzug
Dafür gebe es den eher tieferen, "islamophoben" Schmäh. Edith-Sara Tayari hat einen Tunesier geheiratet und ist damals, vor Jahrzehnten, zum Islam konvertiert. "Ich habe das als unsensibel und widersprüchlich empfunden, weil man ja andererseits kein Problem hatte, mein Know-how beim Aufbau des Büros zu nutzen." Bis Tschürtz ihr – "grundlos" und ohne nähere Erläuterungen – das Vertrauen entzogen habe.
Tayari ist Beamtin und darum, anders als Chef und Chef-Freunde, bestens vertraut mit den Verwaltungsabläufen im Landhaus.
Kernkompetenz
Die FPÖ ist also mit internen Vorwürfen konfrontiert, die lauthals gegen andere zu erheben, stets blaue Kernkompetenz war. Maria Nakovits aus Neusiedl: "Die FPÖ ist genau das, was die Parteileitung seit Ewigkeiten an SPÖ und ÖVP kritisiert: eine System- und Funktionärspartei klassischen Zuschnitts." Anita Novotny aus Siegendorf: "Die Parteispitze ist abgehoben und lässt das die Parteisoldaten spüren." (Wolfgang Weisgram, 2.12.2018)