Der junge Kreative braucht, so er sich mit Songklassikern im Ring der Coverversions matcht, aufmüpfige Respektlosigkeit, um nicht k. o. zu gehen. Es sind ja Jazz-Lazarette voll der gebrechlichen Verarbeitungen von Songs wie Chick Coreas Spain, Zawinuls Mercy Mercy Mercy oder Take Five von Paul Desmond. Das Original erweist sich oft als unbesiegbar gut.

Pianist David Helbock und Freunde begeben sich in den Ring schon einmal mit einem Instrumentarium, das eine gewisse Schutzdeckung bietet. Johannes Bär beherrscht alle Arten des Blechs, entlockt aber auch dem Alphorn rasante Linien. Andreas Broger ist der Holzblasfamilie zugetan und spielt bisweilen auf zwei Saxofonen gleichzeitig. Und der elegante Pianist David Helbock versteht es, Klangatmosphäre auch durch elektronische Mittel zu kreieren.

Über die Baumgrenze geführt

Die Herren haben auch Musikideen: Take Five wird im Porgy & Bess mit Kuhglocken über die Baumgrenze geführt, um den Song weit oben im bekannten "Fünfviertler" tanzen zu lassen. Der herzhaften Improvisation folgt wiederum der Abstieg ins Tal der Glocken. Erstaunlich erfrischend. Zuweilen geht es zwar zu sehr um Atmosphäre; bei Miles Davis' Blue In Green wird das Klavier zur verträumten Arpeggiomaschine. Dann aber Ellingtons In A Sentimental Mood: Ein Meisterstück an Intimität, der Song wird individuell gedeutet. Weiteres gutes Material auf Tour d'Horizon (bei Act) zu finden. (tos, 3.12.2018)