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Heute hat der C64 weiterhin Fans.

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Voller Listings: Die Zeitschrift Happy Computer

Das Hard- und Software-Angebot der Firma Hartlauer im Jahr 1986. Preise in Schilling. Anklicken, um das Bild zu vergrößern

Foto: Hartlauer

Es ist eine dieser "Früher haben wir …"-Geschichten, die heutzutage schon mal ungläubiges Staunen und Augenrollen hervorrufen. In den 1980er-Jahren haben Teenager Spiele und andere Software aus Computerzeitschriften abgetippt. Derartige Listings waren über Jahre ein wichtiger Bestandsteil von Magazinen und für Nutzer von Homecomputern eine Quelle, um an Software zu kommen.

Seitenweise Zahlenkolonnen oder Programmiercodes

Während sich C64-Besitzer massenhaft Software durch Tausch in der Schule, oder bei windigen Händlern, beschaffen konnten, sah es für Besitzer exotischer Systeme diesbezüglich eher schlecht aus, sie mussten auf die Computermagazine zurückgreifen.

Und so verbrachten Besitzer von Commodore 16, Schneider, TI 99/4A oder Atari 800 ihre Freizeit damit, seitenweise Zahlenkolonnen oder Programmcodes abzutippen, zu speichern und zu starten. Dabei war nie sicher, ob sich diese Arbeit auch lohnt. Nur selten konnten die Zeitschriftenprogramme mit jenen kommerzieller Anbieter mithalten und überzeugen.

So sah eines dieser Listings aus. Veröffentlicht in Happy Computer

Die Programme stammten meist von Hobbyentwicklern, die von den Verlagen dafür Geld bekamen. Für einige war es der Eintritt in die Arbeitswelt, sie wurden nach der Veröffentlichung ihrer Arbeit in Zeitschriften von großen Softwarehäusern angeheuert.

Vieles konnte schiefgehen

Beim Abtippen konnte natürlich vieles schiefgehen. Schon ein einfacher Tipp- oder Druckfehler konnte das Programm unbrauchbar machen oder an einer Stelle abstürzen lassen. Mit der Zeit brachten die Zeitschriften aber Checksum-Programme auf den Markt, die für eine Erleichterung sorgten. Stimmte die Prüfsumme am Ende der Zeile, wurde der Text richtig abgetippt. Ergänzend konnten die Programme gegen Gebühr direkt bei den Verlagen auf Kassette oder Diskette bestellt werden.

Als mit dem Commodore Amiga und dem Atari ST eine neue Homecomputer-Generation auf den Markt kam, spielten Listings in Computerzeitschriften bald kaum mehr eine Rolle, da deren Software weitaus aufwendiger zu programmieren war und niemand hunderte Seiten abtippte.

Das Darknet der 1980er-Jahre

Neben den Listings sorgten die Computer und Spielezeitschriften in den 1980er-Jahre wesentlich für die Verbreitung von Software. Über Kleinanzeigen konnte man leicht mit Händlern in Kontakt treten, die sogenannte Raubkopien für kleines Geld verkauften.

Für Spielezeitschriften der damaligen Zeit waren diese Inserate ein gutes Geschäft, da sie für viele Leser ein wichtiger Grund waren, sich die Hefte zuzulegen. Dementsprechend druckten sie über Jahre auch fleißig ab, was ihnen ihre Leser zuschickten – natürlich gegen eine Gebühr. Darunter war auch Eindeutiges wie "Contact us for new Stuff for C64" oder "Ihr sucht Amiga-Software?".

Vorläufer von Amazon

In Österreich waren besonders Magazine aus Deutschland populär, die in fast jeder Trafik zu kaufen waren. Etwa der "Aktuelle Softwaremarkt" ("ASM"), dessen einstiger Chefredakteur Manfred Kleimann 2005 in einem Interview sehr offen über diese Inserate sprach: "Der Kleinanzeigenteil war für mich fast immer wichtiger als die 1/1-Seiten der Software-Distributoren. Es gab halt immer etwas für die sogenannte 'Provinz', die gerade die User (meist günstig) beliefern konnten." (sum, 24.5. 2020)