Nun also auch in Spanien. Der rechtsextreme Diskurs ist mit dem Wahlerfolg von Vox in Andalusien in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Dabei galt Spanien als ein Land, in dem die Unzufriedenheit nicht nach rechts losgeht. Korruption und Machtarroganz hatten zum Aufstand derer von unten gegen die dort oben geführt. Bis zu den Wahlen galt als ausgemacht, dass dieses Unbehagen bei Podemos und deren Bündnissen gut aufgehoben ist. Doch am Sonntag war dem nicht mehr so.

Viele, die mit den Sozialdemokraten gebrochen hatten, blieben zu Hause oder liefen zu Vox über; der Zustrom von Flüchtlingen spielte dabei keine zentrale Rolle. Was in Andalusien geschah, erinnert eher an die USA, wo die Eliten der Demokraten viele Menschen dermaßen enttäuschten, dass sie nicht oder Donald Trump wählten. Podemos hat – anders als Vox – das Gespür für diese Entwicklung verloren.

Die Linksalternativen sind schnell, zu schnell, gealtert. Nach internen Streitigkeiten übernahmen dort jene das Ruder, die den frischen Wind zu einem altorthodoxen, lauen Lüftchen verkommen ließen, indem sie sich mit den Postkommunisten zusammenschlossen und damit viele ihrer Wähler enttäuschten. Wenn Podemos-Chef Pablo Iglesias jetzt von einer "antifaschistischen Front" redet, hat er nichts verstanden. Eine Spaltung Spaniens in zwei Lager erinnert viele an die tragische Geschichte des Landes: eine aus Bürgerkrieg und anschließender Diktatur. (Reiner Wandler, 3.12.2018)