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Am Donnerstag dieser Woche beraten die Ölminister der Opec in Wien über die Förderquoten im nächsten Halbjahr. Ein Opec-Mitglied wird 2019 nicht mehr dabei sein: Katar hat sein Ausscheiden bekanntgegeben.

Foto: Reuters/Bader

Es kriselt wieder einmal im Erdölkartell. Zwistigkeiten innerhalb der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) sind zwar kein Novum -dass ein Staat aus dem Mittleren Osten die Vereinigung mit Sitz in Wien verlässt, jedoch schon. Am Montag gab der kleine Wüstenstaat Katar bekannt, im Jänner 2019 aus der Opec auszutreten.

Man wolle sich in Zukunft stärker auf die Produktion von Flüssiggas konzentrieren, sagte Katars Energieminister Saad al-Kaabi. Indirekt begründete er den Austritt jedoch mit dem Streit zwischen Katar und Saudi-Arabien sowie anderen Nachbarstaaten.

Mit einem globalen Anteil von fast 30 Prozent ist Katar der weltgrößte Exporteur von verflüssigtem Erdgas. Al-Kaabi zufolge will das Emirat die Gasförderung bis spätestens 2024 von jährlich 77 Millionen Tonnen auf 110 Millionen Tonnen erhöhen. Die Offshore-Gasfelder wurden 1971 entdeckt – im selben Jahr wurde das kleine Land unabhängig.

Kaum Relevanz in der Opec

Bei Öl spielte der kleine Wüstenstaat mit rund drei Millionen Einwohnern innerhalb der Opec nie eine große Rolle. Als elftgrößter Produzent von 15 Mitgliedern steuerte das Land weniger als zwei Prozent der gesamten Ölmenge bei. Der Ausfall dürfte demnach überschaubar sein. Auch David Wech vom Consultingunternehmen JBC Energy sieht in diesem Schritt keine großen Auswirkungen: "Bei der Opec geht es um Angebot und Nachfrage. Ob Katar dabei ist oder nicht, macht im Wesentlichen keinen großen Unterschied, weil sich die mögliche Kürzung in einem sehr kleinen Bereich bewegt." Politisch habe Katar nie übermäßig von der Opec-Mitgliedschaft profitiert, und für die Herstellung von Flüssiggas brauche es die Opec nicht.

Doch wie steht es generell um die Zukunft des Erdölkartells? Spielt es in Zukunft noch eine relevante Rolle?

Das Ende der Organisation wurde bereits öfters prognostiziert. Bewahrheitet hat es sich bisher nie – auch wenn seit der Gründung 1960 immer wieder Länder die Opec verließen und teilweise wieder beitraten: Zum Beispiel stieg Ecuador im Jahr 1992 aus und 2007 wieder ein.

"Während der vergangenen beiden Jahre bewegte sich die Opec eigentlich im oberen Bereich ihrer Macht", erklärt Wech. Das lässt sich mitunter auf die gute Beziehung zwischen Saudi-Arabien und Russland zurückführen. "Wäre die Opec irrelevant, würde Russland nicht so eng mit ihr kooperieren", meint der JBC-Experte weiters. Es liege aber nicht nur an den beiden. Die Opec sei ein Konstrukt, das funktioniere, da die Mitglieder im Großen und Ganzen dasselbe Ziel verfolgen.

Auslaufmodell wegen Klima

Vor rund zwei Jahren unterzeichneten 175 Staaten ein Klimaschutzabkommen, um ab 2050 Treibhausgasneutralität zu erreichen. Ein Todesurteil für die Opec? In der Theorie ja, in der Praxis zumindest momentan nicht. Im Vorjahr wurde mehr CO2 ausgestoßen als je zuvor, eine Unabhängigkeit von Öl und Gas scheint noch in weiter Ferne.

Aktuell beschäftigt man sich bei den Erdölstaaten also nicht mit Verfallserscheinungen, sondern mit dem Preis. Erheblicher Druck geht von den USA und der dortigen Schieferölindustrie aus. Dieser ist es zu verdanken, dass am Markt ein starkes Überangebot herrscht. Seit Oktober brachen die Preise um fast 30 Prozent ein.

Am Donnerstag, 6. Dezember, treffen sich die Ölländer in Wien, um einen Weg zu finden, die Ölpreise wieder nach oben zu hieven. Branchenkenner gehen davon aus, dass sich die Opec auf eine Reduzierung der Fördermenge verständigt und dabei Unterstützung aus Moskau erhält. An dieser Konferenz wird Katar noch teilnehmen, auch wenn die maßgeblichen Entscheidungen andere treffen werden. (Andreas Danzer, 3.12.2018)