Egal ob man Schlagobers oder nur Sahne bestellen kann: Hauptsache, die Skihütte ist geöffnet. Zum Start der Wintersaison warnen Tourismusvertreter bereits, dass einige Betriebe zumindest tageweise geschlossen haben. Schuld hat der Mangel an Fachkräften – eine Klage, die sich durch viele Wirtschaftsbereiche zieht.

Die Regierung hat sich nun darauf verständigt, den Zugang für Arbeitskräfte aus Nicht-EU-Ländern zu erleichtern. Damit liefert die Koalition ein – zugegebenermaßen von FPÖ-Seite sehr widerspenstig vorgetragenes – Bekenntnis zu der statistischen Realität, dass Österreich ein Zuwanderungsland war und ist. Und dass der jahrelange freie Zustrom von Arbeitskräften aus den neuen EU-Staaten allmählich zur Neige geht. Der von Unwilligkeit geprägte Umgang mit diesen Tatsachen rührt auch daher, dass in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich viele Asylwerber kamen. Deswegen fehlt eine kohärente Strategie, wie die Nachfrage nach qualifizierten Mitarbeitern aus dem Ausland abgedeckt werden kann.

Positiv ist der Schritt, die Mangelberufsliste zu erweitern und zumindest zu regionalisieren. Bisher wurde das Verhältnis von Arbeitslosen und offenen Stellen bundesweit ermittelt, um Mangelberufe zu bestimmen. Weil etwa in Wien sehr viele Köche arbeitslos, aber vergleichsweise weniger gefragt sind, kam der Beruf nicht auf die entsprechende Mangelliste, die es Tiroler Wirten erleichtert hätte, sich im Ausland umzusehen.

Lokaler Spielraum

Arbeitsmärkte sind regional sehr unterschiedlich. Wenn künftig der lokale Spielraum größer ist, gefragte Fachkräfte oder Schlüsselpersonal aus Drittländern zu rekrutieren, hilft das den Betrieben, ohne inländische Arbeitskräfte zu verdrängen. Denn sämtliche Versuche, die Mobilität von Arbeitssuchenden innerhalb Österreichs zu erhöhen, blieben erfolglos.

Überfällig war auch die Reform der Rot-Weiß-Rot-Card. Mit dem Instrument erhalten Hochqualifizierte und Schlüsselkräfte aus Drittstaaten Zugang zum Arbeitsmarkt. Nur wurde sie bisher kaum genutzt. Bürokratische Auflagen haben selbst ausländische Konzerne verzweifeln lassen, die einen Manager nach Wien schicken wollten – etwa die Pflicht, einen gültigen Mietvertrag vorzuweisen, bevor man sich niedergelassen hat.

Bei all dem Bemühen um ausländische Fachkräfte stellt sich jedoch die Frage, warum nur hier ein vernünftiger Umgang mit dem Thema Migration gelingt. In anderen Bereichen, beispielsweise im Lehrlingswesen für Asylwerber, hat man sich mit aller Kraft gegen pragmatische Lösungen gewehrt. Und dem eher symbolischen Migrationspakt verweigert Wien gar die Unterstützung, womit ein klares Signal gegen weiteren Zuzug ausgesandt wird.

Widersprüchlich zur Lockerung des Fachkräftezugangs erscheinen auch die Einsparungen bei notwendigen Qualifikationsmaßnahmen. Dazu zählen die zusammengestrichenen Deutschkurse, die eine Grundvoraussetzung für bessere Integration und Jobchancen für die meisten Migranten sind. Die Zahl der offenen Stellen ist im November fast um ein Viertel höher als im Vorjahr; ohne Zuwanderung lässt sich der Bedarf an Fachkräften kaum decken.

Zaghafte Lockerungen für solche Anwerbungen, wie sie jetzt vorgeschlagen werden, sind keine Patentlösung. Vielmehr braucht das Land eine offene, gesamthafte Migrationspolitik – und kein Stückwerk. (Leopold Stefan, 3.12.2018)