Vizekanzler Heinz-Christian Strache bei der Buchpräsentation "HC Strache – Vom Rebell zum Staatsmann".

Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Das war ja zu erwarten. Kaum ist die erste vom Objekt der Huldigung persönlich autorisierte H.-C.-Strache-Biografie mit dem grammatikalisch wie inhaltlich gewagten Titel "Vom Rebell zum Staatsmann" im auf völkische Beobachter alternativer Fakten spezialisierten Stocker-Verlag erschienen, hagelt es Kritik.

"Kleine Zeitung", "Presse" und STANDARD bemängeln unter anderem die "großzügige Aussparung von Straches Vergangenheit im Neonazi-Milieu" und dass sein väterlicher Freund und Beinaheschwiegerpapa Norbert Burger, Österreichs engagiertester Nationalsozialist nach 1945, unerwähnt bleibt. Das finde auch ich schade, denn so erfährt die Leserschaft auch nicht, ob Straches Spitzname "Bumsti" vielleicht aus dem, als Reverenz an den Südtirol-Bumser Burger und Straches damaligen privaten und politischen Beziehungsstatus gewählten Decknamen "Bumsternazl" entstanden ist.

Mag Fans des Vizekanzlers die Auslassung dieser biografischen Stationen noch nachvollziehbar erscheinen, so wirkt ein anderer blinder Fleck des Buchs geradezu fahrlässig: Mit keinem Wort wird auf Straches unternehmerische Tätigkeit eingegangen. Anders als viele Politfunktionäre hat er sich mutig auf das Abenteuer Wirtschaft eingelassen. Deshalb hier eine entsprechende biografische Würdigung des Businessman H.-C.:

"Unbeeindruckt von der engstirnig wirtschaftsfeindlichen Gesetzgebung bezüglich beruflicher Nebeneinkünfte von Landtagsabgeordneten, war Strache mehrere Jahre für die Ofenrohr-Firma seines Parteifreundes Gerhard Bauer tätig und wurde dabei, laut Angaben des Unternehmens, für die 'Marktbeobachtung des kroatischen Ofenrohr-Marktes' bezahlt. Es zeugt von Großmut und Bereitschaft zum Brückenbauen, dass sich der bekennende Serbien-Freund Strache dieser Herausforderung gestellt, völlig unvoreingenommen in kroatische Röhren geschaut und visionär die Wahrheit hinter den Öfen hervorgelockt hat.
Als Höhepunkt seiner unternehmerischen Tätigkeit muss man aber die gemeinsam mit Gernot Rumpold gegründete 'Care Partners Gesundheitsfinanzierung GmbH' bezeichnen, so wie die von ihr erdachte 'Easy-Dent-Card' – eine Art Kreditkarte für Zahnarztleistungen. In dieser Idee offenbart sich Straches nimmermüdes Engagement für die Sorgen und Nöte des kleinen Mannes. Denn anders als bei herkömmlichen Konsumkrediten für Häuser oder Autos ist der Zugriff des Gläubigers auf die vom Schuldner mit dem geborgten Geld erworbenen Güter (Plomben, Kronen, Brücken etc.) eher schwierig und nur mit Einsatz körperlicher Gewalt möglich. Bedauerlich, dass diese Revolution des Kreditwesens vom Markt nicht belohnt und die Firma liquidiert wurde.
Erst dieser Tage bestritt Rumpold vor dem Untersuchungsausschuss den Verdacht, dass seine Eurofighter-Scheinrechnungen der verdeckten FPÖ-Finanzierung gedient hätten, mit den Worten: 'Ich war damals mit der Partei im Clinch.'
Damit zeigt sich die menschliche Größe Straches darin, dass er als hoher FPÖ-Funktionär trotz Clinch gleichzeitig mit Rumpold eine Firma hatte. Außerdem ist es nicht immer so einfach, zwischen im Clinch liegen und schmusen zu unterscheiden."

(Florian Scheuba, 5.12.2018)