Im Handel wird auch gutes Geld verdient. Die Knochenarbeit an der Front ist jedoch nach wie vor schlecht bezahlt.

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Wien – Drei Runden führten zu keiner Einigung. Am Mittwoch unternahmen Österreichs Sozialpartner im Handel einen vierten Anlauf, um bei den Gehältern für gut 400.000 Angestellte auf einen grünen Zweig zu kommen – ohne Erfolg. Damit ist der Weihnachtsfriede nicht gewahrt, denn für kommenden Samstag, den zweiten Einkaufssamstag im Advent, hat die Gewerkschaft nun Aktionen und betriebliche Aktivitäten angekündigt.

"Das Letztangebot der Arbeitgeber in der Höhe von 2,35 Prozent Gehaltssteigerung zeugt von einer Geringschätzung der Leistungen der Angestellten. In praktisch allen Branchen, die in den letzten Wochen KV-Abschlüsse erzielten, lagen diese über der 3 Prozent-Marke. Es gibt keinen nachvollziehbaren Grund, warum ausgerechnet die Angestellten im Handel bei der heurigen Gehaltsrunde keinen angemessenen Anteil an der Wirtschaftsleistung der Branche bekommen sollen", so die Verhandlerin der GPA-djp, Anita Palkovich. Auch die Vorsitzende der GPA-djp, Barbara Teiber, bezeichnete das Angebot der Arbeitgeber als "inakzeptabel".

"Unverantwortlich"

Ganz anders sehen das die Arbeitgeber: "Dass die Gewerkschaft das all-inclusive-Angebot der Händler vom Tisch wischt, ist in Anbetracht der wirtschaftlichen Entwicklung im heimischen Handel unverantwortlich", sagt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.

Die Verhandlungen zum Handels-Kollektivvertrag im Handel sind gescheitert. Die Arbeitgeber beiten 2 Prozent, die Gewerkschaft fordert 3,5 Prozent Erhöhung. Chefverhandlerin Anita Plakovich (GPA) kündigt Protestaktionen an.
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Tags zuvor hatten 340 Betriebsräte ihren Forderungen nach einem erheblichen Einkommenszuwachs vor der Wirtschaftskammer in Wien Nachdruck verliehen. Dabei war man sich rund um rahmenrechtliche Belange bereits relativ nahe gekommen. Konsens gab es etwa bei Fragen der Altersteilzeit, bei einer besseren Anrechnung von Karenzzeiten und vermehrter Förderung von Aus- und Weiterbildung. Es hakte allein am konkreten Gehaltsplus. Die Gewerkschaft wünscht sich nämlich eine Erhöhung weit über der Inflationsrate. Metaller und Bahn legten die Latte mit Abschlüssen von mehr als drei Prozent hoch.

Knochenarbeit an der Front

Strapaziert das alljährliche Feilschen um die Gehälter auf Dauer die Nerven aller Beteiligten nicht über Gebühr? Das auf den ersten Blick mühsame Ritual erfülle auf den zweiten eine wichtige soziale Funktion, denn es verhindere ein Eskalieren der Situation, wie es derzeit etwa in Frankreich passiere, ist Peter Schnedlitz überzeugt. Für den Handelsexperten der Wiener Wirtschaftsuniversität ist eine markante Lohnerhöhung der Handelsmitarbeiter volkswirtschaftlich gesehen auf jeden Fall sinnvoll. "Diese fließt sofort zurück in den Konsum und kommt damit wieder dem Handel zugute."

In der Verwaltung der Branche ließen sich innerhalb kurzer Zeit Einkommen von gut 100.000 Euro im Jahr erzielen. "Die Knochenarbeit an der Front ist jedoch nach wie vor schlecht bezahlt." Wobei der Kollektivvertrag des Handels verglichen mit anderen Sparten an sich ein guter sei, wie Schnedlitz betont – und an hohe Zuschläge für Nachtarbeit und Feiertagsdienste wie den 8. Dezember erinnert. Ein Grund übrigens, warum etliche Handelsketten ihren Mitarbeitern an diesem Tag freigeben.

Die Einkommen der Beschäftigten in Tankstellen etwa, im Lager und in der Zustellung sind verglichen zum Handel deutlich niedriger. Mit wachsendem Onlinehandel gehe daher neben der Verlagerung von Jobs eine Verschlechterung der Löhne einher. (vk, APA, 6.12.2018)