Ichthyosaurier hatten mehr mit Meeressäugern gemein, als man annehmen würde.
Illustr.: APA/AFP/University of Edinburgh

Obwohl ihre Bezeichnung den Anschein erweckt, zählten Ichthyosaurier keineswegs zu den eigentlichen Dinosauriern. Die umgangssprachlich als Fischsaurier bezeichneten Wesen lebten während des Mesozoikums, haben für rund 150 Millionen Jahre die Meere bevölkert und starben zu Beginn der Oberen Kreide vor 93 Millionen Jahren aus – vermutlich fielen sie einem Klimawandel zum Opfer. Einige dieser räuberischen Reptilien, die äußerlich Delfinen glichen, konnten enorme Ausmaße erreichen. So dürften etwa Angehörige der Gattung Shonisaurus eine Länge von mehr als 20 Metern erreicht haben. Damit kamen sie in einigen Fällen an moderne Blauwale heran, die bis heute größten Lebewesen der Erdgeschichte.

Auch sonst hatten Ichthyosaurier überraschend viel mit heutigen Meeressäugern gemein. Nachdem ihr Körperbau es ihnen nicht erlaubte, wie andere aquatische Reptilien ihre Eier an Land abzulegen, waren sie lebendgebärend. Zahlreiche Fossilien, bei denen Embryos im Bauch nachgewiesen werden konnten, belegen mittlerweile, dass Ichthyosaurier ihren Nachwuchs im Körper ausgetragen haben. Außerdem spricht einiges dafür, dass diese Meeresreptilien ihre Körpertemperatur selbst steuern konnten, was für die ansonsten meist ektothermen Reptilien untypisch ist.

Außergewöhnlicher Fossilienfund

Ein Fund aus Deutschland liefert nun erstmals einen fossilen Beleg dafür: Die 180 Millionen Jahre alten Überreste eines Exemplars der Gattung Stenopterygius aus der Lagerstätte Holzmaden in Baden-Württemberg sind so gut erhalten, dass ein Team um Mary Schweitzer vom North Carolina Museum of Natural Sciences und Johan Lindgren von der schwedischen Universität Lund charakteristische Merkmale identifizieren konnten, die auf eine Warmblütigkeit dieser Reptilien schließen lässt.

Das spektakuläre Ichthyosaurier-Fossil enthielt noch Überreste von weichem Gewebe, darunter auch Material, das der Fettschicht moderner Meeressäuger gleicht.
Foto/Illustr.: Johan Lindgren

"Sowohl die Kontur des Körpers als auch konservierte Überreste der inneren Organe waren bei dem Fund klar zu erkennen. Das Fossil war sogar so gut erhalten, dass wir einzelne Zellschichten der teilweise noch flexiblen Haut und darunterliegendem Gewebe ausmachen konnten", sagt Lindgren. Die nähere unter anderem chemische Analyse des Stenopterygius-Fossils aus Holzmaden ergab Strukturen, die weitgehend jenen Fettschichten glichen, wie sie auch bei modernen Meeressäugetieren vorkommen. Mit anderen Worten: Die Forscher hatten eine Art prähistorischen Blubber vor sich, der in der heutigen Form Wale vor Abkühlung bewahrt.

Fossiler Beweis für Warmblütigkeit

Ein solches isolierendes Gewebe ist freilich nur dann bei jenen Tieren sinnvoll, die ihre Körpertemperatur selbständig und unabhängig von der Umgebung regulieren können. Wie Schweitzer und Lindgren im Fachjournal "Nature" schreiben, ist dies der erste unmittelbare Beweis dafür, dass Ichthyosaurier warmblütig gewesen sein müssen.

Und noch eine Gemeinsamkeit zu heutigen Meeressäugern konnten die Forscher feststellen: Pigmentreste in der äußeren Hautschicht lassen darauf schließen, dass Stenopterygius einen hellen Bauch und eine dunkle Rückenfärbung besaß. Eine derartige Tarnschattierung verbirgt Ozeanbewohner sowohl von unten als auch von oben gesehen vor den Blicken potenzieller Angreifer. Die Paläontologen vermuten, dass sich das Meeresreptil dadurch vor räuberischen Pliosauriern und Flugsauriern geschützt hat. (tberg, 9.12.2018)