Roman Mählich ist auf der großen Bühne, also im Oberhaus, angekommen.

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Roman Mählich ist seit 47 Jahren einfach nur Roman Mählich, das reicht ihm vollauf. Er hat "weder das Rad neu erfunden, noch die Weisheit mit dem Löffel gegessen". Als Lieferant von mageren oder gar fetten Schlagzeilen kann er nicht dienen. "Tut mir leid. Dafür bin ich zu bodenständig." Er ist ein Fußballtrainer mit eigenen Ideen, Philosophie sei ein zu großes Wort. "Es gibt auch keine Geheimnisse." Vorbilder nennt er all jene, "die schon lange und erfolgreich in diesem Geschäft tätig sind – ohne sich zu verbiegen."

Seit 12. November trainiert der Niederösterreicher seinen "Herzensklub" Sturm Graz, es ist eine Heimkehr, als Spieler feierte er dort zwischen 1995 und 2003 Erfolge, ja Triumphe (zwei Meistertitel, drei Cupsiege). Er ist mit einem 2:0 in Altach und einem 3:0 gegen den Wolfsberger AC gestartet, die Grazer sind nun Sechster. Nach dem Stand der Dinge schaffen sie also den Einzug ins obere Playoff. "Ob ich ein Beweis dafür bin, dass der Trainereffekt existiert, sollen andere beurteilen. Ich mache mir diesbezüglich keine Gedanken."

Kein Trümmerhaufen

Das Gehen (die Entlassung) von Heiko Vogel war die Voraussetzung für Mählichs Kommen. Er hat überhaupt keinen Trümmerhaufen vorgefunden: "Im Gegenteil, die Mannschaft ist intakt, der Zusammenhalt gegeben. Die Spieler haben hohe Qualität, es sind Persönlichkeiten. Ich habe rasch ein G'spür für jeden Einzelnen gekriegt." Die Vergangenheit wurd nicht groß thematisiert. "Fußball findet immer in der Gegenwart statt. Auch diese Erkenntnis ergibt keine Schlagzeile."

Mählich ist "komplett stressbefreit. Das liegt auch an meiner wunderbaren Frau und meinen wunderbaren drei Kindern." Vor Spielen ruht er fast in sich selbst. "Die Vorfreude ist natürlich groß. Ist einmal angepfiffen, werde ich aktiv, greife ein." Der Star sei immer die Mannschaft. "Ich halte den Kopf hin, sollte etwa schiefgehen." Als Spieler wurde er respektvoll "Arbeitsbiene" oder "Kampfschwein" geheißen, der Mensch neigt zum Schubladisieren. Er hat mit dem zweiten Kosenamen leichte Probleme. "Wer will schon mit einem Schwein verglichen werden. Aber auch das ist keine Schlagzeile."

Auf der großen Freiluftbühne

Rund acht Jahre ist er Fußballexperte beim ORF gewesen, hat gemeinsam mit Herbert Prohaska kleine und auch große Matches analysiert. "Natürlich habe ich davon profitiert, nicht zuletzt im Umgang mit Medien. Anderseits ist jeder Trainer in der Bundesliga in der Lage, Gegner zu durchschauen, seine Mannschaft richtig einzustellen." Prohaska sei übrigens ein richtiger Freund geworden. "Ein toller Mensch, wir telefonieren regelmäßig."

Mählich hat nun die große Freilichtbühne betreten. Das Trainergeschäft hat er in St. Margarethen, bei den Austria-Amateuren, beim Zweiligisten Wiener Neustadt gelernt. "Der Unterschied ist nicht so groß. Auch in der Regionalliga musst du Spieler austauschen, sie enttäuschen. Es geht immer um junge Menschen. Du brauchst überall soziale Kompetenz, Fachwissen ist selbstverständlich. Ja, die Bühne ist jetzt größer."

Kühbauer war besser

Am Sonntag ist sie in Wien-Hütteldorf aufgebaut, sie heißt Allianz-Stadion, der Gegner ist logischerweise Rapid. Mindestens 20.000 Zuschauer werden erscheinen. Mählich sagt: "Ich freue mich riesig." Der Hausherr hat als Achter drei Zähler Rückstand auf den Gast, es ist somit ein theoretisches Sechs-Punkte-Spiel. Es gibt Parallelen zwischen Mählich und Kollegen Dietmar Kühbauer. Beide sind 47, beide landeten während der Saison bei ihrem jeweiligen Herzensklub. Beide ackerten und rackerten einst im Mittelfeld, zwei Arbeitsbienen, zwei Kampfschweine. Damit sind laut Mählich die Gemeinsamkeiten auch schon wieder vorbei. "Er war der viel bessere Fußballer, er war immer der Chef in der Mannschaft. Ich stand in der Hierarchie nie ganz oben. Kühbauer ist als Trainer erfahrener und erfolgreicher. Das ist die Wahrheit und keine Schlagzeile."

Rapid hat zuletzt zweimal auswärts durch Tore in der Nachspielzeit gewonnen (2:1 Spartak, 1:0 Innsbruck). Mählich sieht den Gegner überhaupt nicht in der Krise. "Ich bin auch kein Anhänger von Glück oder Pech. Abgesehen davon zerbreche ich mir nicht den Kopf von Rapid." Mit Rapid hat er sich natürlich ausführlich beschäftigt. Gemeinsam mit dem Trainerteam wird an Taktik, dem passenden System getüftelt. Mählich wird bis kurz vor 17 Uhr stressbefreit sein. "Im Idealfall sorgen dann meine Spieler in den 90 Minuten für Schlagzeilen." (Christian Hackl, 7.12.2018)