Die Prothesenzierde von Markus Wakolbinger (links), im Bild mit TIM-Berater Stefan Schöfl, ist deutlich leichter und langlebiger als herkömmliche Schaumkosmetik.

Simlinger

Linz – Heimische Krankenhäuser in einem Stück zu verlassen ist längst keine Selbstverständlichkeit mehr. Die Zahl der Amputationen, ob durch Unfall oder Krankheit, steigt stetig. Allein 2000 Beinamputationen müssen jährlich in Österreich bei Diabetikern aufgrund schwerer Gefäßschäden durchgeführt werden. In Deutschland sind es jährlich rund 20.000 Amputationen.

Neuer beruflicher Druck

Die moderne Orthopädietechnik gibt Betroffenen zwar ein hohes Maß an Mobilität zurück, was bleibt, ist aber zumeist ein grobes Design-Manko. Doch die Zeiten der fleischfarbenen Schaumkosmetik scheinen vorbei. Geschuldet ist dies einem Mühlviertler Jungunternehmer.

Nach 25 Jahren als Buchbinder, Produktionsleiter und zuletzt Betriebsleiterstellvertreter in einer Linzer Druckerei sah Markus Wakolbinger im heurigen Jahr den Moment der beruflichen Neuorientierung gekommen. Sich selbst als "sozialen Typen" einschätzend, wählte der 44-Jährige zunächst den Ausbildungsweg zum MBA in Gesundheitsmanagement an der Fachhochschule Krems.

Doch im Bildungstempel erwachte der Unternehmergeist erst so richtig. Wakolbinger besann sich seiner Tage in der Druckerei – und fand das verbindende Glied zwischen Jobvergangenheit und beruflicher Zukunft. "Es hat sich immer mehr herauskristallisiert, dass die Orthopädietechnik eine echte Zukunftsbranche ist. Daher habe ich begonnen, mich intensiv mit den branchenspezifischen Erfordernissen des 3D-Drucks, etwa für Prothesen-Cover, zu beschäftigen", erläutert Wakolbinger im STANDARD-Gespräch.

Klick zum Glück

Mit Unterstützung des Technologie- und Innovations-Managements (TIM) der oberösterreichischen Wirtschaftskammer konnte der Grafiktüftler dann im Mai mit der Wako 3D GmbH mit Sitz in Kirchschlag durchstarten. Unter dem Markennamen Ce:koon produziert Wakolbinger individuelle Covermodelle aus bruchsicherem Polyamid, die dann auf die Prothese geklickt werden können. Die Kosten liegen zwischen rund 400 und 1000 Euro.

Möglich ist alles: Fürs abendliche Fortgehen ein hinteres Teil in Schwarz-Metallic und vorn eines in schwarzem Leder, für den ausgiebigen Stadtbummel eine extrem leichte Polymerverkleidung und dann noch eine besonders stabile Sportverkleidung. "Eine der kuriosesten Anfertigungen war aber bislang ein offener, blutiger Fuß mit einer Feder statt des Knochens", erzählt Wakolbinger.

Gestärkt werde vor allem aber auch das Selbstbewusstsein der Träger. Wakolbinger: "Man wird plötzlich auf das coole Cover angesprochen – und nicht gefragt, was eigentlich passiert ist. Ich habe Kunden, die zum ersten Mal wieder gerne Röcke oder kurze Hosen tragen." (Markus Rohrhofer, 9.12.2018)