Geschichte scheint sich doch zu wiederholen. "Die Partei muss laufen lernen", schrieb die damalige CDU-Generalsekretärin Angela Merkel im Dezember 1999 in ihrem legendären Beitrag für die Frankfurter Allgemeine Zeitung, und sie meinte damit: Es wird Zeit, dass sich die Partei von ihrem Übervater Helmut Kohl löst.

19 Jahre später steht die CDU wieder an diesem Punkt. Sie hat mit Annegret Kramp-Karrenbauer eine neue Chefin und muss wieder laufen lernen, sie muss sich von der Übermutter Angela Merkel abnabeln.

Es ist klar, dass das nicht von einem Tag auf den anderen geht. Hätte die CDU einen schärferen Schnitt gewollt, dann hätte sie Friedrich Merz gewählt. Jetzt warten alle darauf, wie Kramp-Karrenbauer den Spagat schafft. Einerseits dürfen die Neuerungen nicht zu radikal sein, damit würde sie sich auch selbst unglaubwürdig machen. Andererseits werden von ihr durchaus neue Akzente ersehnt, sonst hätte ja gleich Merkel weitermachen können.

Außerdem steht nach dieser Wahl eine tiefgespaltene Partei vor "AKK". Nur etwas mehr als die Hälfte der Delegierten votierte für sie und ihren Mitte-Kurs, 48 Prozent wollten vom konservativen Merz geführt werden.

Diese beiden Flügel zu vereinen wird eine große Herausforderung. Erst wenn diese Aufgabe geschafft ist, kann Kramp-Karrenbauer daran denken, von Merkel auch die Kanzlerschaft zu übernehmen. (Birgit Baumann, 10.12.2018)