Madrid – River Plate hat sich nach einigen Querelen, mit reichlich Verspätung und 10.000 Kilometer fernab der Heimat die südamerikanische Fußballkrone aufgesetzt. 15 Tage nach dem ursprünglich in Buenos Aires angesetzten Finalrückspiel um die Copa Libertadores triumphierte River Plate vor den Augen von rund 80.000 Zuschauern, darunter Lionel Messi, im Estadio Santiago Bernabeu von Madrid nach Verlängerung mit 3:1 (1:1, 0:1) über den Stadt- und Erzrivalen Boca Juniors.

236. Superclasico

Für die Entscheidung im 236. Superclasico, dessen Verlegung aufgrund von Gewaltexzessen den Weltfußball mehr als zwei Wochen lang beschäftigte, sorgten in der Verlängerung der Kolumbianer Juan Quintero (109.) mit einem fulminanten Schuss unter die Latte und Gonzalo Martinez (120.+2). Dario Benedetto (44.) hatte Boca in Führung gebracht, Lucas Pratto (68.) den Ausgleich erzielt. Neun Minuten davor versagte der uruguayische Schiedsrichter River Plate einen Elfer. Boca-Verteidiger Wilmar Barrios sah in der 92. Minute Gelb-Rot. Das Hinspiel am 10. November hatte 2:2 geendet.

Die befürchteten Gewaltexzesse außerhalb des Stadions blieben bis zum Schlusspfiff aus – Madrid erlebte stattdessen eine südamerikanische Fußballparty mit tausenden mitgereisten Fans. River Plate gewann das Pendant zur Uefa Champions League zum vierten Mal, Rekordsieger ist Stadtrivale CA Independiente mit sieben Titeln.

Das Rückspiel hätte eigentlich am 24. November im Stadion von River Plate stattfinden sollen. Bei der Anfahrt wurde der Boca-Mannschaftsbus allerdings von River-Anhängern attackiert und unter anderem mit Steinen beworfen, Scheiben gingen zu Bruch. Mehrere Boca-Profis, darunter Kapitän Pablo Perez, wurden verletzt.

Aufregung

Doch die Entscheidung des südamerikanischen Fußballverbands, das Derby zwischen Boca, dem Klub der Arbeiterklasse, und "Los Millonarios" in die Stadt mit der größten argentinischen Gemeinde außerhalb Argentiniens zu verlegen, sorgte für Empörung: Der Begriff "Copa Conquistadores" (Pokal der Eroberer) geisterte durch Argentinien – eine Anlehnung an die spanischen Eroberer aus dem 16. Jahrhundert.

Boca setzte zudem juristisch alle Hebel in Bewegung, den Copa-Sieg am grünen Tisch zugesprochen zu bekommen. Ein Verfahren am Internationalen Sportgerichtshof (CAS) läuft noch. (sid, red, 9.12.2018)

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Großer Auflauf in Madrid. Das bevorstehende Finalrückspiel der Copa Libertadores ließ die Herzen der Boca-Juniors-Fans höher schlagen.

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Auch die Anhängerschaft von River Plate ist recht zahlreich in Spaniens Hauptstadt erschienen.

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Im Santiago-Bernabeu-Stadion musste eine Entscheidung fallen. Das Hinspiel in La Bombonera, der Heimstädte der Boca Juniors in Buenos Aires, endete 2:2.

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Derweil in Argentinien.

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Einstimmen auf den Knüller.

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Demonstrierte Hemmungslosigkeit.

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Bangen und Hoffen vor einer Glotze in Buenos Aires.

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Dario Benedetto, bereits im Hinspiel als Schütze zum 2:1 treffsicher, brachte die Blau-Gelben in Minute 43 in Führung.

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Dann brachen im Bernabeu einige Dämme.

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Lucas Pratto, der einmal vom rustikal einschreitenden Boca-Goalie Esteban Andrada gestoppt werden konnte und danach vergeblich auf einen Elferpfiff wartete, sollte seinen großen Auftritt etwas später haben.

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In Minute 67 sorgte er wie im Hinspiel für den Ausgleich. River Plate war wieder im Geschäft. Beim Stande von 1:1 ging es in die Verlängerung, in der die Boca Juniors nach Gelb-Rot für Wilmar Barrios numerisch geschwächt agieren mussten.

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In der 109. Minute folgte der große Auftritt von Juan Quintero (rechts), der River Plate mit einem satten Schuss via Lattenunterseite zum 2:1 in eine äußerst komfortable Situation brachte.

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Zwar brachte ein Pfostenschuss der Boca-Juniors in der 120. Minute bestimmt so manchen Atem zum Stocken, aber wenig später machte Gonzalo Martinez (120.+2) mit einem Schuss ins verwaiste Tor alles klar. River Plate hat den vierten Titel in der Copa Libertadores fixiert.

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