Es waren letzten Endes 164 der 193 UN-Mitgliedsstaaten, die sich in Marrakesch eingefunden haben, um den UN-Migrationspakt anzunehmen. Weniger als erhofft, aber es sind mehr als etwa bei der Verabschiedung der Genfer Flüchtlingskonvention im Jahr 1951, als 146 Staaten zustimmten. Die Frage ist jetzt: was nun?

Immer wieder wurde in Marokko betont, dass der Pakt rechtlich unverbindlich sei, auch um Falschinformationen zu korrigieren. Aber natürlich, die Hoffnung ist, dass sich trotzdem etwas ändert, um die Herausforderung Migration zu meistern; dass nach und nach auch die fehlenden Staaten auf den Zug Multilateralismus aufspringen. Denn darum geht es im Kern, wie Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel in ihrer Rede betonte: um den Multilateralismus, um internationale Solidarität.

Der Nationalismus hält mehr und mehr Einzug in den Ländern dieser Welt. Der Grundgedanke "Wir gegen den Rest der Welt" bestimmt das Verhalten von Trump, Orbán und Co. Man muss jetzt nicht wie Merkel den Vergleich mit dem Zweiten Weltkrieg bemühen, um sich vorzustellen, was passiert, wenn der Multilateralismus weiter geschwächt wird, die noch verbliebene Bereitschaft zu internationaler Zusammenarbeit weiter abnimmt. Man denke an die zahlreichen Konflikte, die es zu lösen gilt, oder an den Klimawandel, die vermutlich größte Herausforderung der Menschheit. Und dann stelle man sich vor, jedes Land wolle das allein lösen.

Der Migrationspakt hat seine inhaltlichen Schwächen, das muss man ehrlicherweise sagen. Er bleibt vage, kratzt oft an der Oberfläche, verpflichtet zu nichts. Aber das macht ihn auch zum idealen Lackmustest. An dem, was die internationale Staatengemeinschaft aus dem Pakt macht, kann man ablesen, wie es um den Multilateralismus steht. Und ob der Grundgedanke "Wir gemeinsam mit allen anderen" wieder in den Vordergrund tritt. (Kim Son Hoang, 10.12.2018)