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Der Zweigelt, Österreichs beliebteste rote Rebsorte, soll umbenannt werden.

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Einen guten Roten erkennt man am Abgang. Den Sager hat unlängst der ehemalige SPÖ-Chef Christian Kern anlässlich seines Politrückzugs bemüht. Für die beliebteste Rotweinrebsorte Österreichs war allerdings ein anderer Abgang zentral – und zwar jener von Friedrich Zweigelt, der 1922 unter der Nummer 71 St. Laurent mit Blaufränkisch kreuzte und so die neue Sorte entwickelte. Zu seinen Lebzeiten firmierte der Wein nämlich noch unter dem Namen Rotburger. Erst nach seinem Tod im Jahr 1964 erfolgt die Umbenennung.

Dass der Name für Kontroversen sorgen dürfte, war dem Namensgeber bewusst: "Die kleinen Geister, die noch immer von Hass leben, werden es nicht gerne sehen, dass ich vielleicht einmal im Weingarten auf einer Tafel als Zweigelttraube fröhliche Urständ feiere", schrieb er an den Weingutbesitzer Lenz Moser, der die Umbenennung vorantrieb. Sie wurde schließlich 1975 offiziell – und das, obwohl Zweigelt ein bekennender Nazi gewesen und bereits 1933 als Illegaler der NSDAP beigetreten war.

Lenz Moser ist nicht nur für den Namen, sondern auch für den Erfolg der Rebsorte zu einem großen Teil verantwortlich. Die von ihm entwickelte Drahtrahmenkultur in Hocherziehung ermöglichte ertragsstarken Weinbau, und die damals noch Rotburger genannte Sorte eignete sich dafür sehr gut. Heute nimmt der Zweigelt etwa 50 Prozent der Rotweinflächen und circa 15 Prozent der gesamten Weinbaufläche in Österreich ein. Erfolgreicher ist nur der grüne Veltliner.

Seine Beliebtheit verdankt die junge Rebsorte auch ihren Allrounderqualitäten: Der Zweigelt schmeckt als junger Wein, kann aber auch im Barrique ausgebaut werden. Außerdem wird auf ihn gerne auch für Cuvées zurückgegriffen. Auch bei der Speisebegleitung ist er ein Alleskönner: Ein Glas Zweigelt passt sowohl zu Nudelgerichten oder Käse als auch zu Wild, Lamm, Rind oder Geflügel.

Die Sorte ist vor allem in Österreich weit verbreitet, aber auch in Tschechien, der Slowakei und in Ungarn ist Zweigelt zunehmend im Anbau vertreten. Wenige Weinberge existieren sogar in Kanada und in Japan.

Über den politisch belasteten Namen wird nicht zum ersten Mal diskutiert, Ideen für einen neuen gibt es – vom Blauen Montag bis zum ursprünglichen Rotburger. Fest steht, dass der Zweigelt auch ohne Umbenennung beliebt bleiben wird. Aber mit einem neuen Namen wäre im Abgang der bittere Nachgeschmack weg. (Lara Hagen, 10.12.2018)