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Greta Thunberg hat das Asperger-Syndrom. "Für mich sind die meisten Sachen schwarz oder weiß", hat sie kürzlich im britischen "Guardian" in einem Gastbeitrag geschrieben.

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Die blonden Zöpfe, die rosa Jacke und die flauschige weiße Haube kann man niedlich, vielleicht sogar unschuldig finden. Aber Greta Thunbergs Blick, ihr leicht geneigter Kopf und ihr zusammengekniffenes Lächeln machen klar: Die 15-Jährige hat eine Aufgabe. Wenn sie hier in Kattowitz steht, umringt von Demonstranten, dann sagt dieser Blick: "Ich räum’ das Chaos auf, das ihr angerichtet habt."

Mit acht Jahren hat die Schwedin von der Erderwärmung erfahren, spätestens diesen Sommer hatte sie davon genug. Nach den Sommerferien begann Thunberg, die Schule zu schwänzen und stattdessen gegen den Klimawandel zu demons trieren. Mit einem Banner – "Skolstrejk för Klimatet" steht drauf – protestierte sie bis zur schwedischen Reichstagswahl vor dem Parlament. Mittlerweile sitzt sie dort nur noch an Freitagen und will das so lange tun, bis das Land mit den Klimazielen auf Kurs ist.

Für den Weg dorthin hat die Schülerin einige Vorschläge. In einem Video spricht sie mit klarer Stimme direkt in die Kamera, zitiert Studien und erklärt, wenn alle leben würden wie die Schweden, bräuchte die Menschheit 4,2 Planeten statt einer Erde. Und sie hat einen mächtigen Verbündeten: Arnold Schwarzenegger lud sie zum R20-Klimapolitik-Event im Mai 2019 nach Wien ein. Ihre Antwort: "Zähl auf mich. Hasta la vista, baby!"

Der Schwänz-Protest findet Nachahmer auf der ganzen Welt, mehr als 20.000 Schüler in rund 270 Städten schlossen sich ihm an. Sie solle lieber in die Schule gehen als zu demonstrieren, bekommt Thunberg oft zu hören. Ihnen antwortet sie mit der Gegenfrage: "Warum sollen wir für eine_Zukunft lernen, die bald nicht mehr existieren wird, wenn niemand etwas tut, um sie zu retten?"

Auf der Klimakonferenz ruft die Schülerin, im schwarzen Kapuzensweater auf einer Bühne sitzend, ins Mikrofon:_"Du bist nie zu klein, um einen Unterschied zu machen." Sie will diesen Unterschied etwa damit machen, dass sie mit UN-Generalsekretär Antonio Guterres darüber spricht, dass die Welt realisieren müsse, dass sie vor einer existenziellen Krise steht.

Zur Klimakonferenz kam Thunberg mit dem E-Auto, ihr Vater – er ist Schauspieler, die Mutter Opernsängerin und einer ihrer Vorfahren Chemie-Nobelpreisträger Svante Arrhenius – hatte sie hinchauffiert. Nachdem sie erfahren hatte, wie viele Emissionen das Fliegen verursacht, beschloss sie, nie wieder in ein Flugzeug zu steigen. (Gabriele Scherndl, 11.12.2018)