Noch nicht einmal gestartet, schürt der von der gelben Post geplante Zusatzdienst "Alles Post" gehörig Nervosität auf dem österreichischen Zustellmarkt. In der Branche werden Unverständnis und Unmut wegen des Rundum-Services ab März 2019 teils offen geäußert. Ausgerechnet die teilstaatliche Post remonopolisiere die letzte Meile zu Endkunden und Haushalten, indem sich Kunden ihre Versandhausbestellungen – egal, welcher Provenienz – auf die gelbe Post umleiten lassen können, sagen Eigentümervertreter hinter vorgehaltener Hand. Das sei nicht im Sinne der Liberalisierung des Postmarktes.

Letzte Meile bleibt offen

Formal führt "Alles Post" wohl nicht zu einer Remonopolisierung. Denn die letzte Meile, also der Weg zwischen Postverteilzentrum und Haushalt, bleibt auch beim neuen Service, den die Post gegen Entgelt anbieten wird, für alle Paketzustellfirmen offen. "'Die Post macht alles' kann doch nicht das Ziel sein", warnt DPD-Austria-Geschäftsführer Rainer Schwarz ungeachtet dessen.

Die Post will nicht nur allen was bringen, sondern gleich alles bringen. Das sorgt in der Branche und beim Eigentümer für Unruhe und Kritik.
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Als Antwort auf die künftige Marktentwicklung sei dies jedenfalls ein Rückschritt, auch seien Haftungsfragen nicht gelöst, kritisiert der DPD-Chef: etwa, wenn der Kunde vom Versandhaus die Meldung bekommt, dass beispielsweise DPD die Waren transportiert und zustellt. In Wirklichkeit kommt aber die Post. "Wo kann der Kunde reklamieren, wer ist für den Endkunden zuständig?"

Post hilft Amazon

"Amazon wird sich freuen, weil bei der Post Kosten anfallen, während der US-Versandriese seine Internetkunden mit portofreien Prime-Wochen verwöhnt", ätzt ein anderer Postkonkurrent, der nicht genannt werden will. Im Prinzip helfe die Post damit dem übermächtigen Gegner sogar, der vor wenigen Wochen begonnen hat, Pakete über seine eigene Logistikschiene mit Zustellpartnern in Österreich auszuführen. Im Lichte fünfprozentiger Volumensrückgänge im weihnachtlichen Paketgeschäft, die die Post am Dienstag als "Amazon-Effekt" einräumen musste, sei "Alles Post" eher als "Akt der Verzweiflung" zu werten, meint ein weiterer Marktteilnehmer. Im Prinzip müsse Amazon seine Ware ab März nur ins nächste Postverteilzentrum einliefern und wäre damit die aufwendige letzte Meile los.

Für die Kunden werde der neue Dienst wohl mehr Komfort bringen, weil die lästige Suche nach dem nächsten Post-Shop oder der Abholstation des jeweiligen Anbieters entfällt. "Aber schneller wird die Zustellung dadurch sicher nicht", warnt ein anderer Postkonkurrent. Im Gegenteil, ein Tag gehe sicher drauf für Umsortieren und -schlichten. "Ja, es dauert länger", räumt Postsprecher Michael Homola ein, "weil wir noch einmal sortieren und ausliefern müssen." Die Übergabe großer Paketmengen wird in der Branche als "Challenge" gesehen.

Kein Marktmissbrauch

Einen Missbrauch der marktbeherrschenden Stellung des teilstaatlichen Ex-Monopolisten (die Republik hält mehr als die Hälfte der Postaktien) fürchtet man bei der Postregulierungsbehörde RTR dennoch nicht. Es handle sich ja nicht um eine anmelde- oder genehmigungspflichtige Universaldienstleistung, sondern um einen freiwilligen und kostenpflichtigen Dienst, erklärt ein RTR-Sprecher.

Weniger Lkw-Verkehr sollte sich von "Alles Post" niemand erwarten, sagt DPD-Geschäftsführer Schwarz. "Wir fahren ja jetzt auch nicht leer herum." (Luise Ungerböck, 12.12.2018)