Gewürzkrämergehilfen in der großen Stadt: Franz Solar (li.) und Clemens Maria Riegler.

Foto: Lupi Spuma

Der Handlungsgehilfe Weinberl hat noch nichts von der Welt gesehen. Das Leben verfolgt der brave Mann nur in seinen Rechnungsbüchern, den Sonnenaufgang kennt er nur durchs "Bodenfensterl", und von der Schönheit des Abendrots weiß der Fleißige nur dank der Kundschaften, die er im Geschäft des Gewürzkrämers Zangler bedient.

Gegen diese innere "Abgeschmacktheit, die alle Muskatblüth Indiens nicht würzen können", ergreift Weinberl die nächstbeste sich bietende Gelegenheit – und fährt nach Wien.

Altes und heutiges Wien

Wer kennt sich mit dem alten Wien besser aus als Johann Nestroy. Seinem 1842 uraufgeführten Stück Einen Jux will er sich machen entspringt obige Ausgangslage, die noch Verwirrung, Verstellung und Klamauk nach sich ziehen wird. Und wer kennt sich mit dem heutigen Wien besser aus als Stefanie Sargnagel. Folgerichtig hat das Grazer Schauspielhaus die Autorin gebeten, die Couplets für die Produktion zu schreiben.

Dominique Schnizer inszeniert, in den Hauptrollen spielen Werner Strenger (als Zangler), Franz Solar (als Weinberl) und Clemens Maria Riegler (als Lehrbub, der mit Weinberl ausbüchst). Dazu gibt es Livemusik.

Hautfarbe und Frauenbild

Der Meister des Alt-Wiener Volkstheaters und die Beislpoetin, kann das gutgehen? Warum nicht! Sprachspielereien und Witz haben beide im kleinen Finger. Gesellschaftskritisches Potenzial ist bei Sargnagel – siehe als aktuellstes Beispiel ihre Webserie Die normale Show – auch vorhanden.

Eine Kostprobe der neuen Coupletverse: "Der Wert der Familie ist uns b'sonders wichtig / Solang sie nicht fremd sind und lohnsteuerpflichtig / Die Hautfarb sollt sein schon auch eher a weiße / Die Mütter schön fraulich und häuslich und leise." Am Freitag ist Premiere im großen Haus. (wurm, 12.12.2018)