"Ich habe in Oberösterreich eine Informatik-HTL mit Matura abgeschlossen. Vor etwa zwei Jahren, während meines Zivildienstes, habe ich mich als Softwareentwickler selbstständig gemacht, weil ich etwas Abwechslung haben wollte. Ich entwickle Individualsoftware, also Web- oder Desktopprogramme. Anfangs habe ich das nur nebenbei betrieben. Im Sommer 2017 bin ich nach Wien gezogen, weil ich in der Stadt leben wollte, und habe von dort aus hauptberuflich weitergearbeitet.

Die Auftragslage ist sehr gut, wovon ich selbst überrascht war: 2018, also in meinem zweiten Jahr, habe ich bis jetzt circa 80.000 Euro Umsatz gemacht. Bis Ende des Jahres werden es wahrscheinlich noch ein bisschen mehr werden, ich schätze um die 85.000 Euro. Davon bleibt netto wohl etwas mehr als die Hälfte übrig nach allen Abgaben.

Know-how zukaufen

Ich bin gesegnet – Software ist eine Branche, wo sich gerade sehr viel tut. Viele Firmen finden keine Fachkräfte, weil der Markt im Moment relativ klein ist, und müssen sich das Know-how von außen zukaufen. Viele sind alteingesessen und träge, und gerade jetzt brauchen sie diese Kenntnisse und können sie nicht schnell genug finden. Gerade Banken wird das nachgesagt. Auch einer meiner großen Kunden ist eine Bank. Für sie entwickle ich gemeinsam mit anderen Entwicklern interne Verwaltungssysteme.

Die meisten Kunden finden mich über Onlinenetzwerke oder auch über eine eigene Freelancer-Plattform, wo Firmen gezielt nach Freelancern suchen können – man legt dort eine Art besseres Facebook-Profil an.

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"Angestellt zu sein wäre, zumindest momentan, keine Option für mich. Ich schätze die vielen Freiheiten", sagt ein 22-jähriger Softwareentwickler.
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Meistens arbeite ich 40 bis 50 Stunden in der Woche. Es gibt aber auch wenige Monate im Jahr, in denen es mehr sind. Das sind Spitzen mit mehreren Projekten gleichzeitig, die fertig werden müssen. In diesen Zeiten können es manchmal auch 60 bis 70 Stunden pro Woche werden. Eine Zeit lang habe ich versucht, neben dem Arbeiten ein Studium zu betreiben, Wirtschaftsinformatik, aber es ist sich irgendwann einfach nicht mehr ausgegangen. Da ist die Freizeit zu sehr auf der Strecke geblieben.

Angestellt zu sein wäre, zumindest momentan, keine Option für mich. Klar, die Selbstständigkeit ist relativ unsicher – es gibt kein Weihnachts- und kein Urlaubsgeld, wenn man krank ist, hat man kein Einkommen. Aber das recht hohe Gehalt kompensiert das für mich. Außerdem schätze ich die vielen Freiheiten: Ich kann auch länger als fünf Wochen im Jahr Urlaub machen, von daheim aus arbeiten und schätze die Abwechslung durch die verschiedenen Projekte und Branchen meiner Kunden. Man hat als Selbstständiger auch einige steuerliche Vorteile, weil man viel mehr absetzen kann.

Meine Ausgaben

In Wien wohne ich mit meinem besten Freund in einer WG. Für Miete, Strom, Lebensmittel und alles Drum und Dran gebe ich 600 bis 700 Euro im Monat aus. Auch wenn ich die Annehmlichkeiten der Stadt sehr schätze, will ich über kurz oder lang wieder aufs Land zurück. Weil ein großer Teil von meiner Verwandtschaft und meinen Freunden, auch meine Freundin, noch in Oberösterreich ist, pendle ich bereits jetzt regelmäßig. Deswegen habe ich mir erst vor ein paar Wochen eine Eigentumswohnung gekauft, für die ich gerade den Kredit abstottere. Ungefähr sind es 1.300 Euro Kreditrate pro Monat. Mit anderen Ausgaben – Auto, Versicherungen und so weiter – komme ich im Monat auf Ausgaben von schätzungsweise 2.700 Euro. Das ist relativ viel, aber es geht sich gut aus, sodass ich auch noch was auf die Seite legen kann." (Gehaltsprotokoll: Lisa Breit, 18.12.2018)