Was hat sich Mario Draghi nicht alles gefallen lassen müssen in den vergangenen Jahren. Weil der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) aggressiv darangegangen ist, den Euro zu retten, wurde Draghi vor allem in Deutschland, aber auch in Österreich von Ökonomen und Journalisten als Brandstifter dargestellt.

Besonders das Anleihenankaufprogramm der EZB wurde kritisiert: Dass die Notenbank hunderte Milliarden Euro ausgibt, um die Zinsen für Unternehmen und Häuslbauer noch weiter zu senken, sei eine Enteignung der Sparer, so der Tenor. Die EZB werde mit ihrer Niedrigzinspolitik eine katastrophale Inflationsspirale anfachen, lautete ein zentraler Vorwurf. Zudem gefährde die Zentralbank die Weltwirtschaft, weil sie Kredite so billig macht, dass sie damit Unternehmen das Überleben ermöglicht, die ansonsten nicht überleben könnten. Eine Ökonomie auf Pump, das könne nicht lange gutgehen.

Die Realität sieht ganz anders aus. Das Anleihenkaufprogramm der EZB, das nun im Dezember ausläuft, hat dazu beigetragen, den Euro zu stabilisieren. Die Kreditkosten in Südeuropa wurden massiv gesenkt, die EZB hat damit einen wichtigen Wirtschaftsimpuls gegeben. Die Inflation ist nicht außer Kontrolle, sie liegt im Euroraum zielgenau bei zwei Prozent. Und Zinsen für Sparer zu garantieren ist nicht und war nie Aufgabe der Zentralbank. Das haben viele der Kritiker Draghis bis heute nicht verstanden. (András Szigetvari, 13.12.2018)