Ob unsere Opernhäuser das Publikum von morgen, den Nachwuchs, an Harry Potter oder Marvels Helden verlieren werden, wird sich zeigen. Leicht jedenfalls ist es nicht, der fantasievollen Bildervirtuosität des Filmischen ähnlich Packendes entgegenzustellen. Die Wiener Staatsoper versucht es im Grunde gar nicht. Immerhin aber zeigt sie in der Walfischgasse Kinderoper. Und im Haus am Ring wird hin und wieder – nun mit Engelbert Humperdincks Hänsel und Gretel – für kleine wie für recht große Kinder Märchenoper zelebriert.

Das elegante Meisterwerk, das auf dem Podest der Romantik getrost neben Wagner und Strauss Platz nehmen darf, ohne zu erblassen, bietet in der Regie von Adrian Noble immerhin Fantasieräume, in denen die Dimensionen schön aus den Fugen geraten, während radikale Deutungen nicht zu befürchten sind.

Ab in den heißen Ofen

Von imposanter Größe ist etwa der Käfig, in dem Hänsel steckt, den Margaret Plummer verlässlich gestaltet. Übergroß ist der Rabe, den Mariam Battistelli als Gretel in Augenschein nimmt, während sie abseits kleiner Ausrutscher ansonsten beeindruckend intensiv singt. Und durchaus einschüchternd ist der dampfende Ofen, in den schließlich die solide Monika Bohinec als Knusperböse gestopft wird, um als Kuchen wiedergeboren zu werden.

Und wenn am Ende Donna Ellen als Mama und Boaz Daniel als Papa ihre zwei Kleinen finden, klingt alles so gut und solide wie schon den ganzen Abend. Zu danken ist dem Staatsopernorchester unter Axel Kober besonders für die sanften, intimen Passagen, von denen auch Naria Nazarova als Sandmännchen profitierte. Wie schwer das Expressive zu zügeln ist, war allerdings auch laut zu vernehmen.

Beim montägigen Publikumsgespräch mit Dominique Meyer und Thomas Platzer (Walfischgasse, 17.00) kann dies erörtert werden. Bevor es zu Hänsel und Gretel geht. (Ljubisa Tosic, 14.12.2018)