Es scheint nichts zu geben, was Theresa May aus dem Takt bringen könnte.

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Nach dem EU-Gipfel wurde Theresa May von einem Journalisten gefragt, ob sie nach all dem Wahnsinn um den Brexit schon einmal daran gedacht habe, den Job einfach hinzuschmeißen. Da blitzte ein verschmitztes Lächeln im Gesicht der Premierministerin, die so konzentriert wie müde wirkt, auf. Sie antwortete mit einer Gegenfrage: "Wieso, war vergangene Woche was?"

Dieser Moment war symptomatisch. Es hat seit Margaret Thatcher wohl keinen Regierungschef in Europa gegeben, der derart breit angefeindet wurde. Im eigenen Land von der Opposition wie aus der eigenen Partei schwer unter Beschuss, einen Misstrauensantrag gerade überlebt habend, wird sie nun von den EU-Partnern vereint unter Druck gesetzt.

Und doch scheint es nichts zu geben, was May aus dem Takt bringen könnte. Hört man sich hinter den Kulissen bei EU-Spitzen um, nach welchem Drehbuch dieses überlange Stück abläuft, gibt es für sie sogar viel Lob. Sie sei eine Marathonfrau, verfolge eine entsprechende Strategie: nicht zu schnell sein, Kräfte dosieren, warten können, bis den Rivalen die Luft ausgeht. Mays Plan ist, dass die britischen Abgeordneten beim Votum in eine ultimative, existenzielle Entscheidungssituation kommen: im Unterhaus für "ihren" Brexit-Deal zu stimmen oder durch Verweigerung die Katastrophe eines Chaos-Brexits verantworten zu müssen. Das würde viele Deputierte im letzten Moment zur Vernunft bringen. Britische Politik ist wie Extremsport. (Thomas Mayer, 14.12.2018)